Seite:Topographia Bavariae (Merian) 162.jpg

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Grund gerichtet / der erste Christliche Pfarrer / oder Priester allhie / S. Maximus gehenckt / die andere Geistliche aber (deren 55. vnd darüber / gewest seyn / vnnd in S. Amandi Kirchen / so jetzt zu S. Margarethen genandt wirdt / begraben liegen sollen) erwürgt worden; also daß die Statt biß auf S. Ruprechts Zeiten öde gelegen / auff dessen Antrieb / sie von den Bäyrischen Fürsten / wieder erbawet worden ist. Vnnd obwoln sie hernach auch vnterschiedliche Zufäll gehabt / vnd sonderlich Anno 1167. 1270. vnd 1380. durch Fewer; Item Anno 1386. 1567. 69. vnnd 72. durch Wasser / sehr grossen Schaden erlitten; so ist ihr doch jederzeit wieder auffgeholffen worden / also / daß sie der Zeit vnder die schönist- vnd vestiste Stätt in gantze Teutschland gezehlet wirdt; wie sie dann sonderlich bey diesem Teutschen Krieg sehr bevestiget worden ist. Vnd ist von Kirchen allhie erstlich die Ertz-Bischoffliche zu S. Ruprechten / oder der Thomb / zu sehen / der nach dem Anno 1598. der größte Theil daran verbronnen / abgebrochen / vnd Anno 1614. erst recht zu bawen angefangen / vnd deß Jahrs 28. in beyseyn vieler Geist- vnnd weltlicher Fürsten / eingeweihet worden; dessen Bawmeister Santinus Solarius von Como gewesen. Ist von Quaderstein auffgeführt / vnd gantz mit Kupfer bedeckt, hat auch vmb / vnnd vmb / sehr grosse Fenster / so von Marmolstein am Rand künstlich eingefaßt schön gläntzen. Es seyn 4. Orgeln darinn / vnd daran sehr hohe Thürne / auch in denselben 6. new gegoßene Glocken. Sihe die Beschreibung dieses Tempels / in Herrn Caroli Stengelij Hierologia, part. 5. capit. 7. pagin. 263. seqq. S. Virgilius hat solche Kirch erstlich dem H. Ruperto, dessen Reliquien er hieher versetzt / zu Ehren An. 773. erbawet. Es solle auch S. Martinus der Bischoff / von Tours auß Franckreich / zun Zeiten deß 21. Bischoffs zu Saltzburg / deß Heroldi, allher gebracht / in derselben / wie auch andere Heiligen mehr / ruhen. 2. Das Benedictiner Closter zu S. Peter / so seine eygene Aebbt / vnd einem schönen Schatz / hat / / vnd daselbst vorhin die Bischöffe biß auf gedachten H. Virgilium gewohnet / vnnd auch dieses Closter / darinn gemeldter Ruprecht der erste Abbt / vnd Stiffter desselben / Anfangs begraben worden / zugleich verwaltet haben; biß besagter Virgilius solche Abbtey vom Stifft abgesondert / vnd den Mönch Bertricum zum ersten Abbt dahin verordnet hat; der doch folgends auch Bischoff allhie worden ist. Es hat der Zeit auch eine Hohe Schul allhie / diesem Benedictiner Orden insonderheit anvertrawt. Wie dann der H. Abbt / allbereit vmbs Jahr 1630. derselben Rector; An. 1642. aber / deß Cancellariats, bey solcher / Verweser / Carolus Jacobi, auch S. Benedicten Ordens / vnd der H. Schrifft Doctor, vnd Thomas Ringmair / ingleichem Theologiae Doctor, auß gemeldtem Orden / Professor allda gewesen. 3. Sanct Sebastians Kirchen / daselbst ein ansehenlicher mit allerhandt Gemählten von Grabschrifften gezierter Creutzgang / vnd Gottsacker / vnd mitten darauff / deß ein Zeitlang im obern Schloß allhie gefangenen / vnnd Anno 1617. den 6. Jenner verstorbenen Ertz-Bischoffs / Wolff Dietrichs / kostbare / vnnd auff Welsche Manier erbawte herrliche Capellen / zu Sanct Gabriel / in welcher er auch / mit einem ansehenlichen Epitaphio, begraben ligt. Auff besagtem Gottsacker ruhet auch Theophrastus Paracelsus, von Einsidlen / auß dem Schweitzerland / bürtig / wie Christian Wurstisen / in der Baßler Chronick schreibet; wiewol Matth. Quade / in Teutscher Nation Herrlichkeit saget / daß er ein Edler auß dem Geschlecht von Bombast / vnnd ein Bastard auß einem Commenthur Teutschen Ordens zu Adenaw in der Eyffel / gewesen / daselbst auch noch das Wappen in der Kirchen gefunden werde: Vnnd habe ihm sein Vatter in der Jugend außschneiden lassen / vnd zum Studieren gehalten. Er hat allhie zu Saltzburg ein Lateinische Grabschrift / die auff Teutsch also lautet: Hie ligt begraben der fürtreffliche Doctor der Artzney / Philippus Theophrastus, welcher die abschewliche Kranckheiten / den Außsatz / das Podagram / oder Zipperlin / die Wassersucht / vnd andere vnheylsame Leibsgebrechen / mit einer wundersamen Kunst geheylet / vnnd in seinem Testament seine Güter den Armen außzutheilen / vnd zu geben /geordnet hat. Ist gestorben im Jahr Christi 1541. den 24. September.

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_162.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)