Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 461.jpg

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denselben / das Nonnen-Kloster S. Francisci, allhie zu Luxemburg. Der Thor / oder Pforten / seyn fünff / als die Juden-Pfort / Frantzösisch la porte d’Arlon, dieweil man dardurch nach Arlon reiset / 2. die Schloß-Pfort / dieweil durch solche man zum Castell / oder Schloß / so vor Jahren sehr stattlich gewesen / jetzt aber zerstörter da liget / auß der Statt kommen kan / 3. Dinsel-Pfort / Frantzösisch la porte de Treves, dieweil sie nach Trier führet / und in dem Theil der Statt / so der Grund genant wird / liget / 4. Ulrichs-Pfort / oder la porte de Thionville, oder Dietenhofer-Thor / stosset schier gar an S. Vlrichs Kirche / in dem besagten untern Theil dem Grund / 5. in dem Pfaffenthal / die Säilers-Pfort / daran / auff beeden Seiten der Brucken / ein schöne Vorstatt liget / und reiset man dardurch nach Lüttich. So seynd / über diese / vorhin noch 2. Thor allhier gewesen / die man aber Anno 1605. vermauert hat. Eß hat zwar der obere Theil der Statt / dieweil er auff einem hohen und felsichten Berg gelegen / kein springendes oder lebendiges Wasser: Aber solchen Mangel erstattet die grosse Menge der sehr weiten Cisternen / oder Wasserbehalter / so fast ein jedes Hauß hat / in welchen man das Regenwasser von den Dächern auffanget / reiniget / und unverderbt auffbehaltet: wiewol auch zween sehr tieffe Brunnen bey den Franciscanern / und dem Nonnen-Kloster zum Heil. Geist / gefunden werden darinn man stätigs frisches Wasser auff den Nothfall haben kan: ausser der guten Bronnen / welche in den untern Theilen der Statt herfür quellen. Unter den Weltlichen Gebäwen ist sonderlich der Fürstliche Pallast zu sehen / in welchem der Statthalter / oder Gubernator des Landes / wohnet. Nicht weit davon liget das Rahthauß / so ein schönes Gebäw / das man die Cantzley nennet / in welchem auch das Land- und Hoffgericht deß Hertzogthumb Luxemburgs / und der Graffschafft Chini, gehalten wird / so von einem Praesidenten / der ein Jurist / und 9. Rähten / deren 5. Rechtsgelehrte / und 4. vom Adel seyn / bestehet. So ist der Abbt von Münster / dieses Land-Rahts immerwehrender / und Erb Beysitzer. Es hat solches Concilium Provinciale, oder Parlament / auch seinen Procuratorem generalem, Item / seinen General Einnehmer / und Schreiber / oder Graphaeum. Man appellirt hieher auß dem gantzen Lande; von hinnen aber an das grosse Parlament zu Mecheln. Und werden die Proceß allhie zu Luxemburg in beeden Sprachen / der Teutschen / und Frantzösischen / geführt. Es hat die Statt noch ein anders Gericht / so dem Obern unterworffen / und allein die Burger angehet das von einem Richter / so järlich erwehlet wird / und sieben Schöpffen / die beständig im Ampt verbleiben / bestehet. Und diese sitzen in einem schönen Hauß / so / vor etlichen Jahren / auff gemeinen Vnkosten der Burger / nahend S. Niclas Kirchen / ist erbawet worden. Vber diese 2 Gerichte / ist auch das dritte allhie / so man die Probstey / oder Praeposituram, nennet / dessen Praepositus, oder Praesident / einer vom Adel ist / 8. Beysitzer hat / und den Bauren / so in dem benachbarten Bezirck herumb wohnen / so wol in Burgerlichen / als Peinlichen Sachen / das Recht spricht.

Ausserhalb der Statt / gegen Morgen / über dem Wasser / ist unten bey dem sehr hohen Felsen / der Manßfeldische Pallast zu sehen / den Graff Peter Ernst von Manßfeld / weyland Gubernator dieses Landes / sehr kostbarlich / schön / und prächtig hat erbawen lassen; da man sich dann über der menge der springenden Wasser deß Brunnen / (nach deß Graffen Gemahlin Mariae von Montmorenci, Nahmen / Marien-Brunn genannt die daran gelegte Kunst / die ansehenliche Gebäw / das schöniste Gartenwerck / treffliche Gemählde; künstliche Bilder / allerhand Antiquitäten / oder alte Sachen / (als Heydnische Götzen / Epitaphien / und dergleichen) und den Thiergarten / so den Palast / ausser am vordern Theil / allenthalben umbgibet / zu verwundern hat. Auff dem Hügel deß Bergs / zwischen diesem Palast / und dem zerfallenen Gemäuer deß Luxemburgischen Castels / ist /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_461.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2024)