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Kapitalismus und Familienglück hindurch, über Eingespunnte und Fliehende hinweg, mit Stacheldraht und Gefangenentransport der imaginären Vorstellung zur Realität verhelfen will, als gäbe es noch Schlagbäume, souveräne Staaten, alte Burgen des Mittelalters, die so tun könnten, als seien sie allein auf der Welt, die nach innen eine Wirtschaftsform nur mit Hilfe von schnappenden Wachthunden aufrechterhalten können, deren gute Laune durch Straflosigkeit legitimer Roheitsdelikte wachgehalten und deren Dienst mit wenig Geld und viel Überschätzung bezahlt wird – solange die Staaten so tun, als stehe nach außen immer noch ein Volk geschlossen hinter ihnen, während jedes doch ökonomisch längst zerfallen ist, aufgeteilt in Nehmende und Gebende, mühelos Arbeitende und mühevoll Arbeitende: so lange haben sie diese Polizei.

*

„Ja, lieber Kolleje, ich habe mir das anjesehn. Namen nennt er nich, er meint ja vielleicht die preußsche Polizei auch – aber Weißmann, oder sonst jemand kommt nich vor … ich glaube, da dringen wir nicht mit durch!“

„Sie meinen, mit dem dolus eventualis …?“

„Nee. Mir hat ja erst neulich der Vorsitzende von drüben gesagt: Den Wrobel möcht ich mal vor meine Kammer haben! Ich habe gesagt, ich will mal sehen. Wissen Se, das ist ein ganz objektiver Mann: da kann er sich gratulieren. Aber dieses Mal – da wirds wohl nischt werden. Ich will die Sache im Auge behalten.“

„Ja, sehn Se mal zu! ’n Morjen!“

„’n Morjen!“

Auf Wiedersehn.

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)