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Mrs. Atkerson wurde an einem schönen Sommermorgen in den Rocky Mountains von einem wilden Räuber angefallen und etwas vergewaltigt. Sie beschwor ihn, von seinem Vorhaben abzustehen, da man am Sonntag keine Arbeit tun solle. „Wären Sie in die Kirche gegangen, Missis!“ entgegnete der Räuber und fuhr fort.

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Über die Familie der Zukünftigen muß man sich erkundigen. Der Berliner fragt auf der Börse, der Engländer im Klub, der Franzose befragt ihre Concierge, der Wiener erkundigt sich im Caféhaus, und der Ungar haut auf alle Fälle seinem besten Freund ein paar hinter die Ohren.

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Berlin S arbeitet, Berlin N jeht uff Arbeet, Berlin O schuftet, Berlin W hat zu tun.

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Ein Reverend ging einmal in ein schlechtes Londoner Haus. Nach einer halben Stunde kam er wieder heraus. „Nein,“ sagte er. „Da langweile ich mich lieber in einer Kirche.“

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In Wien sollte eine Kindesmörderin hingerichtet werden. Die Exekution verzögerte sich eine halbe Stunde, weil die Beamten den Strick vergessen hatten. Dann war alles aus. „Wie war es?“ fragte man sie im Fegefeuer. „Nicht schön“, antwortete die arme Seele. „Aber der Henker hat am End so lieb g’schaut!“

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_318.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)