Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/104

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sage, daß ich dir Häuser nennen kann, die gegen 100,000 rheinische Gulden Einkünfte haben. Glaubst du’s wohl, daß man diese beträchtliche Summe demohngeachtet nicht allein verschwendet, sondern am Ende des Jahres noch Schulden dazu gemacht hat? daß ich einen Schooßhund, welcher aus Südwesten gebracht, und täglich mit Zuckerbrod gefüttert wurde, mit 10 Stück Laubthalern bezahlen sah? – Namentlich sind die Grafen von Bassenheim, Elz, Ingelheim, Metternich, Winneburg, Schönborn, Stadion, Wallerdorf und Ostein die reichsten unter den hiesigen Familien. Ich besuchte vorgestern das schöne Schloß dieses letztern zu Geisenheim im Rheingau. Seine prächtige Bauart und sein Garten haben sehr viele Reize. Besonders aber gefiel mir die mit einem Geländer umfaßte Terasse auf einem schauerlichen Felsen. Die Aussicht davon ist göttlich, und gewiß die angenehmste in der ganzen Gegend, wenn du die vom Altkönige ohnweit Frankfurth ausnimmst. Die Familie von Ostein soll die reichste im Mainzer Erzstifte seyn. Sie hat einige Millionen, die sie von einem Kurfürsten geerbet hat, auf Leibrenten in Holland liegen.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/104&oldid=- (Version vom 22.11.2023)