Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/168

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auch das Betteln zum Theil abgestellt; doch wären auf dieser Seite noch viele Verbesserungen zu machen. Die Bettler sind bisweilen so ungezogen, daß sie dem Spatziergänger lieber die Fersen verwunden, als ohne einen Kreutzer bekommen zu haben sich wegbegeben. In der Stadt selbst sieht man aber keinen einzigen Better auf der Straße, und auf die Klöster kann er sich wenig oder gar nicht verlassen. Fremden Bettlern ist der Eingang in die Stadt gänzlich versagt, und dies mit größtem Recht, denn sind diese Fremden arme Leute, so ists billig, daß ihr Fürst ihnen hinlängliche Nahrung gebe; sind es aber junge, zur Arbeit noch taugliche Menschen, so können sie ihren Unterhalt noch durch andere Mittel verdienen. Also ist das Kurfürstliche Verbot in jedem Betracht billig. Daß auch das Verbot des Bettlens der Landeskinder in jedem Lande nothwendig sei, haben heut zu Tage mehrere patriotisch gesinnte Männer bewiesen.

Dagegen hat man aber Armenhäuser errichtet, wo gesunde Leute arbeiten können, und kranke verpfleget werden. Ein Ehrenmann Rulffs ist Direktor dieses Institutes. Er ist unsrer Religion zugethan, und von seinem Beispiele lernt der Mainzer, daß auch Protestanten ein gutes Herz haben können, welches ihnen doch ein großer Theil der Intoleranten Katholiken abspricht. Dieser Mann, dessen Andenken noch die späte Nachwelt segnen wird, sorgt

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/168&oldid=- (Version vom 22.11.2023)