Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/32

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der Oper, wo man große Stücke nach Glukk’s und Pinini’s Musik aufführet. Geschickte Sänger und Sängerinnen schmücken diesen Tempel, der sehr viel vorzügliches hat. Mad. Schick und Mad. Walter, Hr. Walter der ältere und Hr. Eunike sind die vorzüglichsten bei dieser Gesellschaft. Ich sah unter andern Armida im italiänischen Texte aufführen, gieng aber nicht ganz befriedigt aus dem Theater. Dies Stück wurde mit zu wenig Pracht gegeben. Es giebt auch Kastraten am hiesigen Hofe. Ueber die Zuläss- und Unzulässigkeit dieser die Menschheit entehrenden Behandlung haben große Männer im Natur-Rechte entschieden. Ich sage also weiter nichts davon.

Mainz ist in Rücksicht auf Wissenschaften eine der ersten Städte Deutschlands. So viel gelehrte Männer im ganzen Umfange des Worts findest du nicht auf mancher Universität beisammen. Ich habe oft sagen gehört, ohne Freiheit befänden sich die Musen nicht wohl. Das ist nun freilich zu wahr, doch hier scheint es am wenigsten einzutreffen. Mainz hat seit einiger Zeit eine Censur eingeführt, und doch sind alle Pressen beständig mit

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/32&oldid=- (Version vom 23.11.2023)