Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/81

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entbrannt, ergriffen sie den Pfarrer und mishandelten ihn nicht wenig; dann stürmten sie mit schrecklichem Gebrülle in’s Chor, und stimmten ein Te Deum an. Zur Strafe und zum Beispiele für andere Gemeinden verdammte man die Anführer mit Recht auf einige Jahre zur Schanze.

Man hat auch hier die Fasten-Gebote sehr gemildert. Jedem ist mit Erlaubniß des Pfarrers gegönnet, (welche sehr leicht zu erhalten ist) an Frei- und Samstagen Fleisch zu essen. Wozu aber auch diese Gebote? denn kann man sich nicht sowohl an Fleisch- als Fischspeisen abbrechen? Wäre dies auch nicht, so würde doch die Dispensation noch in der Theurung der Fische gegen das Fleisch ihren vernünftigen Grund haben.

Jeder Reisende muß sich mit mir freuen, wenn er die toleranten Gesinnungen der hiesigen Einwohner gegen anders Denkende bemerkt. Man wird keinen Bürger antreffen, der gegen einen Nichtkatholiken blos deswegen, weil er nicht seinen Religions-Grundsätzen anhängt, spottet oder schimpfet. Zu dieser Toleranz, die schon Christus lehrte, trug der Kurfürst Emmerich Joseph sehr viel bei, da er

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/81&oldid=- (Version vom 22.11.2023)