Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/90

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seiner Grundsätze in Erzbisthum in Ausübung gebracht. Sobald aber Joseph an’s Ruder kam, war plötzlich alles verschwunden. Dies schien sich nun unter Leopolds Regierung wieder ein wenig geändert zu haben. Was es aber ferner für eine Wendung nehmen möchte, kann allein die Zukunft entscheiden. Indessen schien der Mainzer über die Wahl des itzigen Kurfürsten sehr erfreut zu seyn, denn wie mich ein Augenzeuge versicherte, hat man ihm, als er das erstemal als Kurfürst ausfuhr, alle Wege mit Blumen bestreut; eine Ehre, die noch selten einem Großen widerfahren ist! Nun scheint sich aber Vieles verändert zu haben. Man findet in der Stadt wenige Bürger, die gut auf ihren Landesherrn zu sprechen wären, wovon dieser dann auch unterrichtet ist, und ich möchte es seine schwache Seite nennen, daß man ihn so leicht in Furcht setzen kann. Besonders ist er bei der alten Geistlichkeit gar nicht gelitten. Kennt man aber die Anstalten, die in Rücksicht dieser gemacht worden, so wird man leicht die Ursache davon finden können. Reformationen der Klöster, neue Schuleinrichtungen, Eifer gegen Aberglauben und Bigotterie sind die Sachen, wodurch

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/90&oldid=- (Version vom 22.11.2023)