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3.

Ein alter Mann, welcher in einem Dorfe bei Vetschau wohnte, besass einen Charakter, also ein Zauberbuch. Vermöge dieses Buches rief er mitunter die Hasen aus der ganzen Feldflur zusammen, dass es aussah, als ginge eine ganze Heerde von Schafen auf die Weide, um dort zu grasen.

bei Vetschau.     
4.

In Burg ist noch jetzt viel von dem Hexenmeister Urbens die Rede, welcher zu Ende des vorigen Jahrhunderts dort gelebt hat. Eines Tages, so erzählt man, war Urbens in der grossen Schänke, als mehrere Bauern, welche auch dort waren, von der Jagd sprachen und erzählten, was sie Alles geschossen hatten. Urbens aber sagte: „Ihr müsst erst alle ordentlich schiessen lernen, Ihr könnt noch nicht schiessen. Seht mal, dort steht ein grosser Hirsch, schiesst doch einmal den nieder.“

Erstaunt sahen Alle zum Fenster hinaus. Im Garten dicht vor dem Fenster stand wirklich ein grosser Hirsch, welcher sich schweisstriefend schüttelte. Aber keiner von den Bauern wollte danach schiessen, denn sie merkten, dass hier nicht Alles richtig sei.

„Und hier, seht diesen Krebs,“ rief Urbens, „fangt ihn doch!“ „Wo ist denn ein Krebs?“ riefen Alle. Urbens wies auf die Wand. Die Bauern sahen hin: richtig, da kroch ein grosser Krebs. Voll Angst liefen die Bauern aus der Schänke und liessen Urbens allein. Draussen sagten sie: „Das war wieder mal richtig Teufelsblendwerk, zu dem Urbens gehen wir nicht wieder.“

Burg.     
5.

Zu Anfang dieses Jahrhunderts wohnte am Schlossberge bei Burg ein gewisser Bauer. Die Bewohner von Burg und Umgegend versicherten, dass er im Besitz eines Charakters sei, und dass er heimlich Zauberei treibe. Als der betreffende Bauer eines Tages auf dem Felde arbeitete, suchte sein Sohn das Zauberbuch hervor, um darin zu lesen. Als er mehrere Seiten gelesen hatte, kamen gräuliche Ungethüme