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eine von den Katzen dem Kreise. Der Gesell griff heimlich nach seinem Beil. Plötzlich erfasste er eine Pfote der Katze und zog das Thier bis in den Kreis hinein. Schnell schlug er mit dem Beile zu und traf die Katze so, dass er ihr eine Pfote abhieb, welche in den Kreis fiel. Er steckte die abgehauene Pfote in die Rocktasche. Sogleich verschwanden die Katzen. Darauf legte er sich ruhig zu Bett. Am andern Morgen stand er schon sehr früh auf und ging in das Dorf, um bei dem Müller Kaffee zu trinken. Der Müller freute sich, als er den Gesellen kommen sah. Er fragte ihn, was er wolle. Der Gesell sagte: „Essen, denn ich bin sehr hungrig.“ Darauf erzählte er dem Müller sein Abenteuer. Der Müller sagte, er wolle das Essen bestellen, was er auch that, aber das Essen kam nicht. Als der Gesell nach einiger Zeit wieder davon sprach, sagte der Müller, er müsse noch etwas warten, seine Frau sei in der Nacht krank geworden, er wolle ihm das Frühstück selbst bereiten. Darauf langte der Müllergesell in die Rocktasche und brachte eine Menschenhand mit einem blanken Ring zum Vorschein. Erstaunt besah sich der Müller dieselbe und rief: „Das ist ja die Hand meiner Frau.“ Er lief eilig mit dem Gesellen zu dem Bett seiner Frau und richtig, es fand sich, dass derselben die Hand abgehauen war. Die Frau bekannte jetzt, dass sie und die Pfarrerin Hexen seien. Beide hätten, erzählte sie, allnächtlich in der Mühle ihr Wesen getrieben.

bei Vetschau R.     
7.

In Mischen wurde bei einem Bauer das Vieh krank. Da er vermuthete, dass demselben etwas angethan sei, so schickte er einen Boten nach Radusch zu einer klugen Frau. Der Bote musste ihr Alles berichten und sie bitten, dass sie, wenn es nöthig sei, selbst kommen möchte. Die kluge Frau hielt es für nöthig, den Boten zu begleiten. Sie schüttelte schon unterwegs oft mit dem Kopfe, indem sie dabei sagte: „Bei Euch geht es recht schlecht.“ Als sie in Mischen angekommen war, liess sie in den Viehställen dreieckige Löcher graben; sie sagte, man werde beim Graben schon etwas finden. In dem Kuh- und Schweinestall fand man nichts,