Seite:Vollmondzauber.djvu/026

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Lebenslicht symbolisierend; hinterher noch viele Menschen, Männer und Frauen mit brennenden Wachskerzen in der Hand.

Der dunkle Zug, aus dem geheimnisvollen Nebeldunst auftauchend und langsam zwischen den goldenen Herbstbäumen weiterschreitend, machte einen schauerlichen, gespenstischen Eindruck. Die Musik tönte laut – traurig! Der Geruch des Weihrauchs und der Wachskerzen verband sich mit dem süßen und wehmütigen Herbstduft der Wälder.

Die beiden Reiter hielten ihre Pferde an; ehrerbietig salutierend ließen sie den Zug vorbei. Er bog in den nächsten, gegenüberliegenden Querweg ein. Der Nebel zog sich hinter ihm zusammen, die gelben Blätter fielen dich, – man sah ihn nicht mehr.

Der Oberst blickte jetzt nach seinem Begleiter hin. Swoyschin war totenblaß geworden und zitterte wie im Fieber.

„Ja, was ist Ihnen denn?“ fragte der Oberst.

„Ich kann den Geruch nicht vertragen – den Leichengeruch!“

„Der hat doch nicht bis zu Ihnen dringen können durch all den Weihrauch und Wachskerzenduft aus dem geschlossenen Sarg!“ rief der Oberst.

„Doch, Herr Oberst, – es war entsetzlich! Ich spür’ ihn immer, wenn ein Begräbnis an mir vorüberkommt.“

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)