Seite:Vollmondzauber.djvu/025

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und sanken dann still zu Boden. Plötzlich veränderte sich das etwas eintönige landschaftliche Bild dadurch, daß die Hauptstraße von einer schmäleren Nebenallee durchquert wurde. Zwischen vielfarbigen, von dem schwärzlichen Grün der Kiefern unterbrochenen Laubbogen sah man in einen geheimnisvoll schillernden Dunst.

Auf der Erde lag zwischen den tief in die Straße hineinwachsenden Rasenrändern der Sonnenschein wie ein langsam in Licht zerfließender Goldklumpen.

Plötzlich, in die beklommene Herbststille hinein, langgezogen und schauerlich drangen die Töne von Trauerposaunen. Man hörte die unrhythmischen Schritte einer großen, nicht disziplinierten Menschenmenge. Aus einem der Seitenwege des Waldes trat ein Begräbnis. Voran der Priester im Trauerornat mit seinen Ministranten, mit Weihrauchfässern und Kreuzen und einem Muttergottesfähnlein. Dann die Musikanten mit ihren schrill jammernden Trompeten und endlich, von sechs Burschen getragen, mit Kränzen bedeckt, der Sarg. Vor dem Sarg hinschreitend ein weiß gekleidetes Mädchen, das einen Myrtenkranz auf weißem Seidenkissen trug, – hinter dem Sarg ein zweites Mädchen, welches jedoch schwarz gekleidet, dazu vom Kopf bis zu den Füßen schwarz verschleiert war. Dieses trug ein schwarzes Kissen, auf dem eine gebrochene Kerze ruhte – wahrscheinlich das gebrochene

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/025&oldid=- (Version vom 1.8.2018)