„Sehr nett,“ versicherte Bärenburg. „Gute Bewirtung und keine Flausen, – mehr kann man nicht erwarten.“
„Letzteres, der Mangel an Flausen, wunderte mich am meisten,“ bemerkte der Oberst. „Ich hatte keine Ahnung, daß die Swoboda eine so gebildete Person ist; sie hat etwas fast Vornehmes, das ich früher gar nicht an ihr bemerkt hatte.“
„Es war auch längst in ihr eingeschlafen. Die Neubelebung dieser Eigenschaft ist gewissen Einflüssen beizumessen, die ich nicht näher bezeichnen will,“ brummte Bärenburg.
„Einflüsse, die gute Eigenschaften ans Tageslicht fördern, müssen immer als lobenswert bezeichnet werden,“ versicherte der Oberst, der in der Bemerkung Bärenburgs sofort eine unfreundliche Beurteilung seines Lieblings Swoyschin witterte und dieselbe übelnahm.
Swoyschin schwieg. Bärenburg hingegen fing sofort wieder an: „Finden Sie nicht, Herr Oberst, daß die Derbheit des Mannes heute etwas unangenehm gegen die Feinheit der Frau abgestochen hat?“
„Ja, der Mann war mir heute zuwider,“ murmelte der Oberst. „Er verwildert und verbauert schrecklich.“
„Verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche, mein verehrtester Herr Oberst,“ entgegnete Bärenburg, „der Mann ist ganz genau so, wie er immer war,
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/045&oldid=- (Version vom 1.8.2018)