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Seine Frau wollte er schon früher und zwar zu ihren Eltern schicken.

„Die Emmi ist den Umzugsstrapazen nicht gewachsen,“ erklärte er; „bei einem Umzug stehen immer zu viele Fenster und Thüren offen, da erkältet sie sich mir auf den Tod.“

Sie leistete keinen Widerstand, sondern erklärte sich mit allem zufrieden, was er vorschlug.

Im übrigen war ihre Haltung jetzt musterhaft. Man sah sie selten auf der Straße, und wenn, immer zwischen ihren zwei kleinen Buben – den Buben mit den dicken Köpfen und derben Stumpfnasen, die ihrem Gatten ähnlich sahen. Und die Buben machten verdutzte, traurige Gesichter, wie alle Kinder, wenn ihr Heim unter einem moralischen Druck leidet, wenn niemand mit ihnen spielt und lacht.

Frau Emmi wurde alle Tage schmäler und blässer und drückte sich alle Tage tiefer in den Schatten. Wenn es je vorkam, daß Swoyschin ihr begegnete, so erwiderte sie seinen ehrerbietigen Gruß mit einem Kopfnicken und einem ängstlich verlegenen Lächeln, bei dem ihr jedesmal die Thränen in die Augen traten. Von ihrer Zudringlichkeit, einem Versuch, ihn anzusprechen, ihre Beziehungen zu ihm neuerdings anzuknüpfen – nie eine Spur!

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/074&oldid=- (Version vom 1.8.2018)