aber es ist doch Zeit, daß wir endlich auf den Exerzierplatz kommen.“
Swoyschin fuhr auf: neben ihm stand der Oberst wohlwollend lächelnd, die Cigarette in der Hand, was bedeutete, daß er schon gefrühstückt hatte.
„Zu Befehl, Herr Oberst!“ Der Adjutant rieb sich schlaftrunken die Augen.
„Es ist die höchste Zeit. Ihr Diener meldete mir soeben, daß er trotz aller Anstrenung Sie nicht habe wecken können,“ sagte der Oberst.
Swoyschin griff sich an die Stirn. „Gleich, gleich, Herr Oberst – nein, wie ich so verschlafen konnte! Ihre Bowle hat mir’s angethan. Ich hab’ so sonderbar geträumt! Zu merkwürdig!“
„Von Annie?“ fragte der Oberst schlau.
„Ja … nein! … Ach, verzeihen Sie, Herr Oberst, wie hat doch Tapsch diese rätselhafte Ginori beschrieben? Rothaarig, junonisch, nicht wahr?“
„So gut ich mich erinnere …“
„Ja, die Sirene in der Kunstausstellung einer Provinzhauptstadt. Das stimmt entschieden nicht!“
„Stimmt nicht – womit?“
„Ich werd’s Ihnen später einmal erzählen, Herr Oberst.“
Swoyschin hatte indessen summarisch Toilette gemacht und bereitete sich vor, mit nüchternem Magen sein Pferd zu besteigen. Schon im Weggehen wandte
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)