er sich noch einmal um. „Herr Oberst, entschuldigen Sie, ich habe etwas vergessen.“
Das Bildchen seiner Cousine war’s, er pflegte sich nie davon zu trennen; bei Tag trug er es bei sich, in der Nacht stellte er es auf seinen Betttisch.
Er hätte geschworen, daß er es auch gestern dorthin gestellt habe. Aber es war nicht zu finden, er mußte ohne seinen Talisman ausrücken.
Erst auf dem Exerzierplatz erinnerte er sich dessen, daß die blasse Erscheinung, die sich unter dem Namen Gina Ginori bei ihm eingeführt, das Bildchen mit einer Gebärde der Eifersucht vom Nachttisch hinuntergestoßen und in einen Winkel geschleudert hatte.
Als er nach Hause kam, suchte er es an der Stelle, die der Traum ihm angab. Das Bildchen lag richtig dort, das Glas der kleinen Photographie war zerbrochen.
„Sonderbar … recht sonderbar!“ Der Traum gab ihm zu denken, er hätte immerhin gern gewußt …
Nicht ohne Spannung sah er dem Besuch in Zdibitz entgegen. Erinnern mochte er den Obersten daran nicht, irgend eine ihm selber ganz unerklärliche Befangenheit hinderte ihn daran.
Eine Woche verging. Der Oberst hatte viel zu thun, da mußte der Adjutant natürlich mithalten.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)