kahle Erde fährt und neues Leben aus den alten Gräbern lockt – jetzt ein-, zweimal die chromatische Figur.
Eine tiefe Falte zwischen den Brauen, trat Emma Ginori auf die Schwester zu. „Hör auf mit dieser Katzenmusik,“ rief sie zurechtweisend, „du weißt, daß ich diese Melodie nicht leiden kann!“
Gina erhob sich und lachte ihr freudloses, an zusammenklirrende Eisstückchen erinnerndes Lachen. Dann warf sie halblaut über ihre Schulter hinüber Swoyschin die Worte zu: „Erkennen Sie das Lied?“
Es war spät geworden, Oberst und Adjutant begaben sich auf die Heimfahrt. Der gelbe Schein der tiefstehenden Sonne vergoldete die Welt, lange Schatten streckten sich dazwischen. In den Duft der blühenden Obstbäume mischte sich der herbe, würzige Atem der den Horizont umdunkelnden Wälder. Ein kühlender, erfrischender Hauch schwebte aus dem fruchtbaren Boden empor.
Längere Zeit blieben die beiden Männer stumm. Der Oberst war unzufrieden mit seinem Adjutanten, gründlich unzufrieden. Was hatte der im Herzen erklärte Bräutigam Annies mit dieser italienischen Faxenmacherin zu liebäugeln? Was hatte ein Mensch, der durchgemacht hatte, was Swoyschin durchgemacht, überhaupt leichtsinnig mit irgend einem weiblichen
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)