Seite:Vollmondzauber.djvu/192

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eine große Granitkugel, die mit der Kugel an der nächsten Ecke durch eine schwere Kette verbunden war, ringsherum dunkle Reihen von niedrigem, künstlich zugestutztem Buchsbaum.

Dahin trugen sie die Tote. Und während sie sie hintrugen, hörte Emma die Leute flüstern: es ginge irgend etwas nicht mit rechten Dingen zu, ein böses Geheimnis schwebe über der Geburt des kleinen Mädchens; noch im Sterben, und als der Priester mit dem Allerheiligsten an ihr Bett getreten war, habe die Marchesa geschrieen, man solle das kleine Balg in das Meer werfen, das sei das Beste, und dann wäre endlich wieder Friede.

„Freilich … die Worte einer Irrsinnigen …“

So hörte es Emma zum erstenmal, daß ihre Stiefmutter irrsinnig gewesen war.

Der Tag war schön, die Luft war warm und duftete, wie sie nur an schönen Herbsttagen in Italien duftet, wenn sich in den Atem der blühenden Rosen der Geruch des Buchsbaums und des Lorbeers mischt.

Und die Welt war schön mit einer verklärten Schönheit, die ihr nur eigen ist, wenn der Sonnenschein von heute in den Regen von gestern hineinscheint. Die immergrünen Steineichen, die Rosen, die sich an ihren Ästen hinaufrankten, die Pinien und Cypressen und die Kastanienbäume in ihrem gelichteten,

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)