ein andres Gesprächsthema zu suchen, die Blicke zum Wagenfenster hinausschweifen, und da bot sich ihm ein überraschendes und trauriges Bild.
Die Elbe war über ihre Ufer hinausgetreten, von Wiesen und Feldern zeigte sich keine Spur, die ganze Gegend hatte sich in einen See verwandelt, aus dem hie und da ein paar Baumwipfel, die Richtung einer Straße bezeichnend, hervorragten.
Jetzt erinnerte sich Baron Stahl, in den Zeitungen gelesen zu haben, daß der Herbst in Böhmen ein ungewöhnlich nasser und das Land letzterer Zeit von verheerenden Regengüssen heimgesucht worden war.
Die Überschwemmung mußte hier großen Schaden angerichtet haben und noch anrichten. Er legte die Zeitung, die er mittlerweile zur Hand genommen, nieder und suchte sich in der Gegend zurechtzufinden. Das viele ungewohnte Wasser verwirrte ihn.
Bald aber grüßten ihn bekannte Punkte, mehr und immer mehr. Er sah die zwei Türme der wunderthätigen Marienkirche zu Breznitz; dort zu Füßen der alten Fichtenwälder schimmerte ihm die sandige Fläche des alten Exerzierplatzes entgegen, der von der Überschwemmung verschont geblieben war.
Der früher für einen Augenblick aus dem Überschwemmungsterrain herausgetretene Eisenbahnzug schwamm jetzt geradezu auf dem Wasser, die blaue Flut umspülte die Räder.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)