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„Gekommen von Hakkiari und abgereist nach Wan.“ Der Abend wurde uns etwas verdüstert durch die Vorahnung neuer Schwierigkeiten mit dieser beschränkten ottomanischen Verwaltung.

Gebiß von Giavar.

Iskender-Effendi zeigte uns ein schönes Gebiß, das in einem alten Grabe des Giavar, bei Disa, gefunden worden war. Das Skelett des Pferdes lag neben dem Skelette eines Mannes, und es schien, als ob an dem Orte sich noch sehr viele Gräber befinden. Leider konnten wir keine genaue Auskunft erhalten, weshalb wir uns auf diese Mitteilung beschränken müssen, die vielleicht irgend einem Anthropologen als Führer dienen kann. Das Gebiß aus Schmiedeeisen ist sehr schwer; es wiegt 500 türkische Dramen (ungefähr 1000 Gramm).

Die Provinz Albag, wovon Baschkala heute das Zentrum ist, hat in der christlichen Geschichte Armeniens eine bedeutende Rolle gespielt. Sie bildete einen Teil der Provinz Waspurakan und scheint eine der ersten Gegenden gewesen zu sein, die das Licht des wahren Glaubens erhielt. Die armenische Tradition verlegt den Ort, wo Bartholomäus den Martertod erlitt, in die alte Stadt Albag. Wie man auch in einem Kloster fünf Stunden nordöstlich von Baschkala sein angebliches Grab zeigt. Die Bevölkerung des Distriktes ist heute zum größten Teil mohammedanisch, doch zählt man noch mehr als tausend armenische Familien. Die nestorianischen Gebiete fangen erst hinter Kermi, unterhalb der Vereinigung des Nehil-Tschaï mit dem großen Zab, an.

6. Oktober. Abreise 7½ Uhr morgens.

Im Augenblick der Abreise kamen unsere zwei Zabtiehs an; allem Gebrauche zuwider waren es zwei Infanteristen. Da wir durch sie nicht auf unserer Reise aufgehalten zu werden wünschten, schickten wir sie zurück. Iskender-Effendi gab uns darauf einen Beamten der Regie als Führer.

Der Weg geht von Baschkala nicht in gerader Richtung auf Tschuk zu, wie ihn Kiepert auf seiner Karte verzeichnet. Um diesem Wege zu folgen, müßte man vor Tschuk einen sehr steilen Paß erklettern. Um dieses zu vermeiden, geht der Pfad nordöstlich um den Ausläufer des Gebirges herum, das die Thäler von Baschkala und des Tschuk von einander trennt und sich nur unmerklich von der Ebene des Albag abhebt. In der Ebene liegt das Dorf Kalai-Kerari; es ist dies wahrscheinlich der Ort, wo der unglückliche Schulz im November 1829 ermordet

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)