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Seite:Vom Steinbier.djvu/1

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Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19

Vom Steinbier.
Von R. Dürnwirth.

Steinbier. – R. Waizer nennt es in seinen Kulturbildern aus Kärnten[1] „ein altkärntnerisches Gebräu“ und schildert dessen Erzeugung und Verbrauch im Lande in seiner gewohnt schlichten Weise. Dabei wirft er auch ein Streiflicht auf die Einführung und Verbreitung dieses Getränkes sowie auf das Verhältnis zwischen einst und jetzt in seiner Bedeutung auf das Volksleben in Kärnten. Der Umstand, daß das Steinbier noch in den letzten Dezennien des abgelaufenen Jahrhunderts fast „ausschließlich in von Windischen bewohnten Orten“ Kärntens erzeugt und getrunken wurde, legt Waizer die allerdings sehr gewagte Vermutung nahe, daß es von den Wenden bei ihrer Einwanderung nach Kärnten ins Land gebracht wurde. Tatsache ist es, daß es bis vor kurzem noch in einigen selbst in unmittelbarer Nähe von Klagenfurt befindlichen, besonders aber auf dem Rücken des Satnitzhöhenzuges gelegenen slovenischen Ortschaften (Radsberg, Schwarz etc.) nicht nur einen gewerbsmäßig betriebenen Erwerbszweig sondern auch einen Teil kärntischer Hausindustrie bildete.

Auch Dr. Vinzenz Hartmann, der in einem Anhang zu seiner interessanten Studie über „Das seenreiche Keutschachtal in Kärnten, ein Beitrag zur näheren Kenntnis der Seetäler des Landes“[2] das Steinbier zum Gegenstande einer eingehenden Besprechung genommen hat, bemerkt, daß „dieses halbvergorene, schwachgeistige Getränk“ ausschließlich auf die slawischen Gegenden Mittelkärntens beschränkt und noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die einzige im Lande erzeugte Biersorte war.

Hartmann und Waizer heben in ihren Schilderungen von der Erzeugung des Steinbieres übereinstimmend hervor, daß es kein zweites zymotechnisches Gewerbe im Lande gibt – von den Schnapsbrennereien der Bauern abgesehen – das zur Erreichung seines Zweckes eines einfacheren Apparates bedürfte, als die Stein­bierbrauerei. Ein zum Glühendmachen gewisser, speziell dazu


  1. Rud. Waizer: Kulturbilder und Skizzen aus Kärnten. (Neue Folge.) Klagenfurt 1890. 130 f.
  2. XXXIII. Jahresbericht der Staats-Oberrealschule in Klagenfurt. Klagen­furt 1890. S. 37 f. (S. A.)
Empfohlene Zitierweise:
Raimund Dürnwirth: Vom Steinbier. In: Carinthia I., 95 (1905), S. 10–19. Joh. Leon sen., Klagenfurt 1905, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Steinbier.djvu/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)