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er zu zahlen hatte, verlegen. Als Vater einer zahlreichen Familie sieht er kein Mittel, sich für den Augenblick zu helfen, und sichtbar drückt ihn der Kummer nieder. Da tritt einer seiner Bauern zu ihm, und bittet ihn gutmüthig, seinen Kummer zu entdecken. Auf die Antwort des Herrn: „ich brauche Geld, viel Geld, du kannst mir doch nicht helfen‚“ versetzt der Bauer: „warum nicht, wie viel Geld braucht Ihr?“ „6000 Thaler.“ „Ihr könnt sie in Gold oder Silber haben.“ Den andern Tag erhielt der Herr wirklich das Geld, das er seinem Bauer nach einiger Zeit dankbar zurückgab. Unterdessen wurde, nach einem allgemeinen Mißwachs im Jahr 1709, das schon durch den Krieg verwüstete Kurland mit Hungersnoth und das Jahr darauf von einer fürchterlichen Pest, die auch einen Theil von Deutschland traf, heimgesucht. Keine Rettung, keine Hülfe war möglich, und jeder mußte nur auf Mittel denken, sich selbst gegen Ansteckung zu sichern. Herr von H— hatte daher seinen Hof rundum mit hohen Staketenzäunen und Pfählen umzogen, und gestattete niemanden

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/185&oldid=- (Version vom 14.2.2021)