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sich ihm naht, so lange strömt‚ bis er selbst vom Meer oder einem glücklichern Nebenbuhler verschlungen wird. Noch konnte der Gottesdienst in der Kirche auf dem jenseitigen Ufer der Abau nicht zum Ende seyn, ich eilte daher zu Fuß dahin, um ihm, obgleich er in lettischer Sprache gehalten wurde, beyzuwohnen, und dann die Wasserfälle am Pastorate zu sehen, von denen mehrere Freunde mir so viel Schönes gesagt hatten. Die Fähre über die Abau wird an einem starken über den Strom gespannten Seile fortgezogen, und aus einer so kleinen Hütte, als sie nur der alte Mysogamos Charon besitzen mag, trat hier ein greiser Fährmann hervor, der mich mit einem so ernsten Gesichte hinüber half, daß er auch hierin seinem unterirdischen Collegen glich. Jenseits des Stroms erwartete mich ja auch ein kleines irdisches Bruchstück Elisiums, im schönen Thale beym Pastorat, und die einzelnen feyerlichen Töne des fernen Kirchengesanges, die ein sanfter Lufthauch zuweilen über den Strom und seine Ufer trug, als wollte er der Natur verkünden, welche andächtige Gesinge ein frommes

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/271&oldid=- (Version vom 12.12.2020)