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zog die Waldschnepfe über den Berg herüber. Der Donner der Feuergewehre hallte allenthalben an dem Rande der Kluft, bis dann die immer tiefere Dämmerung die ermüdeten Jäger nach Hause zum frohen Male rief. Ohnmöglich kann hier, wie die Sage erzählt, ein grausamer Mann gehauset haben; der Anblick einer erhabenen Natur, wie sie hier erblickt wird, macht die Menschen, die sie bewohnen, wohl stark und muthig, aber nicht wild und grausam. Das Herz des Menschen gleicht vielmehr dem Meere, das der brausende Sturm zwar zu mächtigen Wogen hebt, das aber eben dann viel wärmer ist, als wenn eine glatte Spiegelfläche die unerreichbare Tiefe deckt. Die beyden hier am Fuße des Schloßberges sich in einander ergießenden Bäche fließen zu einem kleinen Flusse vereint, ohngefähr zwey Werste von hier in den Windaustrom. Hier bietet sich ein, diesen Gegenden seltner Anblick dar; von beyden Seiten der Windau nemlich, erheben sich schroffe, wohl mehr als 100 Fuß hohe Felsenufer. In den kühnsten Haltungen streben diese Mauern der Natur hinan;

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/33&oldid=- (Version vom 13.12.2020)