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Als Sittengemälde damaliger Zeit wird sie im kurzen Auszuge dem Leser nicht unwillkommen seyn. Hier ist sie.

Der Durbensche Prediger Johann Dimler hatte im Jahre 1583 seinen sechzehnjährigen Sohn einem Freunde in Königsberg, Namens Ungermann, zur Erziehung anvertraut. Allein die strenge Aufsicht gefiel dem Jünglinge nicht, und er verschwand aus dem Hause seines Pflegvaters, ehe man sich dessen versah. Der Pastor Dimler, um das Schicksal seines Sohnes besorgt, wandte sich an einen damals berühmten Schwarzkünstler, der seiner Profession nach ein Kürschner war; und dieser zauberte die Erzählung hervor: der junge Dimler sey im Hause des Ungermanns ermordet worden, bestimmte auch den Ort, wo man die Leiche verborgen, so wie alle dabey statt gehabten Umstände möglichst genau. Dieß reichte hin, um gegen Ungermann eine gerichtliche Untersuchung zu bewirken, weshalb der Pastor Dimler, selbst nach Königsberg reiste. Man besichtigte die angegebenen Plätze, wo man aber natürlicherweise nichts fand. Indessen blieb

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/80&oldid=- (Version vom 13.12.2020)