Seite:Von einem verlorenen Posten-Bernhard Endrulat-1857.pdf/293

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Bernhard Endrulat: Von einem verlorenen Posten. Ein Buch der Erinnerung an Schleswig-Holstein.

verführerischem Anschein den Wagenzug und seine Führer und Begleiter arglos in die Burg ein.

Als aber der letzte der Wagen gerade unter dem Thore hielt, so daß das Gatter nicht niederfallen konnte, da ertönte plötzlich ein Losungswort:

„Röhret de Hände, schnidet de Sacksbände!“

und siehe – aus den vermeintlichen Kornsäcken wickeln sich bewaffnete Männer heraus, wie einst dem Bauche des hölzernen Pferdes die griechischen Helden zum Verderben Troja’s entstiegen. Die Fuhrleute ziehen gleichzeitig im Nu verborgene Waffen unter ihren Kleidern hervor und so stürzt man sich auf die überraschte Besatzung der Bökelenburg. Nach kurzem Kampfe wird sie überwältigt und niedergemacht. Die Gräfinn Walpurgis, ihres Stolzes wegen den Dithmarschern besonders verhaßt, findet nach grausamen Mißhandlungen ihren Tod, – aber das Hauptziel des Rachedurstes der empörten Bauern, der Graf Rudolf, ist nicht zu finden.

Die Sieger beginnen denn mit dem Niederreißen der verhaßten Zwingburg. Da, am dritten Tage nach der Einnahme des Schlosses, vernehmen Einige aus dem Mauerwerk heraus das Geschrei oder Geschwätz einer Elster. Wie? Hatte nicht Graf Rudolf einen solchen Vogel stets um sich und liebte und hegte ihn seines Geplauders halber ganz besonders? Aufmerksam gemacht,

Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Endrulat: Von einem verlorenen Posten. Ein Buch der Erinnerung an Schleswig-Holstein.. Gustav Carl Würger, Hamburg 1857, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_einem_verlorenen_Posten-Bernhard_Endrulat-1857.pdf/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)