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Beginn der Nacht, sahen sie Feuer aufgehen; es war in der Vorstadt zu St. Alban aus den Herdstätten eingestürzter Häuser ausgebrochen und zog sich von da gegen die übrigen Stadtteile. Bei diesem Anblick eilten die Geflohenen wieder in die Stadt hinein, um hier Denen, die zurückgeblieben waren, beizustehen und nach Möglichkeit die Habe vor dem Feuer zu retten. In Hast und Angst war Alles hiemit beschäftigt, als ein neuer Erdstoß geschah, stärker als der frühere. Er warf Vieles nieder, was jenem noch Stand gehalten hatte; zahlreiche Menschen fanden unter den Trümmern den Tod. Dieser zweiten Erschütterung folgte jetzt rasch Stoß um Stoß; die Erde schien nicht zur Ruhe kommen zu wollen. Dabei wütete das Feuer, das nun allenthalben ausbrach, immer weiter und legte Haus nach Haus in Asche. Es war eine schauervolle Nacht, da man das Ende der Welt gekommen glaubte; aber mit ihr ging die Verwüstung keineswegs zu Ende. Das Feuer war nicht zu löschen; es brannte noch manche Tage lang fort, und auch die Erschütterungen der Erde hielten nicht inne. Bis gegen das Ende des Jahres bebte sie zu Zeiten, und noch immer stürzten Häuser und Mauern ein, die sich bis dahin hatten halten können.

In solcher Weise ging Basel unter. Den größten Schaden hatte das Feuer angerichtet. Die innere Stadt war völlig ausgebrannt, sie lag um die stehen gebliebenen Steinbauten her in Asche wie „Sodom und Gomorrha“. Neben dem Feuer war auch das Wasser verderblich gewesen; die Trümmer von Gebäuden hatten den Birsig gestaut, sein Wasser trat über und verderbte die in Keller geflüchtete Habe. Steinwerk wurde durch die Erdstöße nur zum Teil vernichtet. Die alte Burgmauer freilich fiel da und dort ein; auch Häuser stürzten zusammen; aber von den Kirchen standen noch manche aufrecht. Allen voran das Münster, wenn auch sein Chorgewölbe eingestürzt, das Mauerwerk verschoben und zerspalten, der Turm mit der großen Glocke verbrannt war. Auch die Kirche St. Martin scheint nur beschädigt, nicht zerstört worden zu sein; die Kirche der Johanniter blieb stehen; ebenso hatten Stand gehalten die Chorbauten der Prediger, der Barfüßer, der Frauen an den Steinen und im Klingental.

Die Zahl der Getöteten ist auch annähernd nicht zu bestimmen. Aber bei der Art des Unglücks, namentlich da die beim Retten Beschäftigten durch Erdstöße überrascht wurden, ist der Ueberlieferung vom Untergang vieler Menschen Glauben zu schenken. Mit Namen genannt werden nur der Domherr Johann Christiani, der Pfarrer zu St. Martin Herr Peter Münch und Einer von Bärenfels, den eine stürzende Zinne der Stadtmauer bei St. Peter erschlug.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/290&oldid=- (Version vom 1.8.2018)