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Die ihrer Stadt beraubten Basler wohnten nun eine Zeitlang draußen auf den Feldern, wo sie sich in Baracken und Zelten einrichteten. Man liest von allerhand Hilfe, die ihnen zu Teil ward, namentlich aus den befreundeten Städten im Elsaß. Der Beachtung wert ist aber vor allem ihre eigene Tätigkeit für Wiederaufrichtung der Stadt. Neben den Anordnungen für den Bau, den Vorschriften über Holzhandel, fremde Handwerker, Gesellenzahl, Löhne u. dgl., neben dem Kauf eines ganzen Waldes bei Olsberg ist zu nennen die Erlangung neuer Privilegien vom Kaiser. Die nach dem Erdbeben eingerichteten provisorischen Verkaufshallen und Märkte in den Vorstädten wurden schon im Frühsommer 1357 aberkannt, Kauf und Verkauf wieder in die Stadt an die alten Plätze gewiesen. Und wie wenig die Finanzkraft der Stadt und ihrer Bürger gebrochen, wie klug und fest die Verwaltung war, zeigt die Tatsache, daß sie schon im Dezember 1356 dem Grafen von Nidau ein großes Kapital und 1360 dem Ulrich von Rappoltstein alle schuldigen Zinse zurückzahlte, 1362 die gesamte städtische Schuld tilgte, 1363 der Stadt Laufenburg ein beträchtliches Darleihen machte. Neben diesen geschäftlichen Leistungen steht als hübsche Einzelheit jenes mächtige eherne Weinmaß, das die Bürger sofort nach dem Unglück anfertigten als eines der unentbehrlichsten Geräte im Stadthaushalte.

Aus solchen Zeugnissen spricht der Geist dieser ganzen Tätigkeit, bei der es darauf ankam, daß die Stadt ihre äußere Erscheinung wieder herstellte und zugleich sich mit frischem Mute daran machte, das alte Leben neu und womöglich besser weiter zu leben.

Als feierlicher Abschluß der Erneuerungsarbeit kann uns die Münsteraltarweihe von 1363 gelten, die zugleich der letzte große kirchliche Akt des Bischofs Johann war. Sie fand statt am Sonntag 25. Juni; nicht als Weihe des Münsters — denn die Weihe von 1019 durch Bischof Adelbero blieb in Kraft — sondern als Reconciliation des beim Erdbeben zerstörten, nun wieder hergestellten Hochaltars im Chor. Dem Bischof assistierten hiebei sein Verwandter Peter Senn, Bischof von Zeitun und Generalvikar des Bischofs Heinrich von Konstanz, sowie die Aebte von St. Blasien und Beinwil. Auch wohnte der Feier König Peter von Cypern bei, der auf seiner zur Werbung für einen Kreuzzug unternommenen Europareise bei Papst Urban V. in Avignon gewesen und von dort nach Basel gekommen war.

Das Erdbeben hatte sich nicht auf Basel beschränkt, sondern auch anderwärts, in Straßburg, in Konstanz, in Bern usw. Schrecken und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)