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allerdings, daß die Sachlage hier eine für Basel besonders günstige gewesen sei.

Herzogin Katharina erscheint nach dem Tode ihres Gemahls Leopold als Herrin der Herrschaften im Sundgau. Als solche verbündet sie sich im Dezember 1412 mit Basel, als solche gerät sie in Streitigkeiten mit dem Bischof von Basel, mit Herrn Thüring von Ramstein, insbesondere aber mit dem Pfalzgrafen Ludwig und mit Graf Hans von Lupfen. Die letzterwähnte Fehde war im Grunde eine Angelegenheit des Smasman von Rappoltstein und ihr Gegenstand die Herrschaften Hohenack und Landsburg sowie die Stadt Bergheim. Aber die nahen Beziehungen Katharinas zu Smasman bewirkten, daß auch sie in diesen Krieg eintrat, der nun das ganze Oberelsaß bewegte. Durch die Jahre 1411, 1412, 1413 zogen sich die Unruhen hin; ihr Mittelpunkt war stets dieser Smasman von Rappoltstein, ein kleiner Dynast, der seine Macht um jeden Preis zu vermehren strebte.

Er war der Sohn jenes Bruno, der schon dem König Karl VI. von Frankreich wie auch dem burgundischen Herzog gedient hatte; er selbst wurde am Pariser Hof erzogen; später finden wir ihn als Mundschenk des Herzogs Philipp, als Kämmerling des Herzogs Johann von Burgund. Jetzt verlangte er von Burgund Auszahlung der Summen, die ihm aus dem Dienstvertrag seines Vaters noch zukämen. Außerdem machte er die Dienste geltend, die er selbst dem Herzog Johann und der Herzogin Katharina geleistet habe, und begehrte Ersatz des ihm hiebei erwachsenen Schadens. Er ritt wiederholt an den Hof nach Dijon, aber erhielt nur Versprechungen; Katharina selbst verwandte sich für ihn bei Bruder und Schwägerin; auch sie erlangte nur Mahnungen zur Geduld.

Diese Verhältnisse, zusammen mit der Lage der elsässischen Dinge selbst, scheinen Smasman völlig mit Katharina verbunden zu haben. Er wollte sich an ihr und ihrer Herrschaft schadlos halten, mit ihr zusammen ein Territorium begründen. So kam es zur Eheberedung zwischen Smasman und der sechsunddreißigjährigen Katharina; im Herbst 1414 wurde hievon zum ersten Mal im Lande gesprochen, und da und dort entstanden Befürchtungen.

Wessen hatte man sich nun von Herzog Johann zu versehen? Besorgt schrieb Straßburg an Basel, es habe geheime Botschaft erhalten, daß der burgundische Herzog mit großer Macht an den Rhein heraus zu ziehen gewillt sei; Basel schickte seine Kundschafter aus und erfuhr von diesen, sowie von französischen Herren, die zum Konzil durchritten, daß die Rüstungen des Burgunders dem Herzog von Orleans galten.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/422&oldid=- (Version vom 1.8.2018)