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füllen, die aber zwischenhinein auch als Söldner unter dem Feldzeichen einer Stadt reiten.

All dies Leben, wie es in den verschiedenartigsten Nachrichten überliefert wird, scheint durcheinander zu wirbeln, kreuzt sich in allen möglichen Aeußerungen, Briefen, Klagen, Uebeltaten, Fehden, Verhandlungen. Mitten inne unsere Stadt in unaufhörlicher Arbeit; sie soll helfen, Rat geben, strafen, schlichten, zuziehen, Boten schicken, und wo nicht Andre dies von ihr fordern, hat sie von sich aus Allem aufzubieten zur Wahrung von Gut und Ehre ihrer selbst wie ihrer Bürger.

Das ganze Land war voll Räuberei und Gewalttat. Ueberall klagte man, welch „große Irrsal“ herrsche, niemand vor Mißhandlung sicher sei. Wie im Reiche draußen Fürsten und Städte zusammentraten, in wiederholten Konferenzen den Kampf wider dies Unwesen berieten und doch nichts ausrichteten, so auch hier. Die österreichische Regierung regte sich; die Städte trafen die Abrede, Reiter auszurüsten, die durch das Land streifen, den Kaufmann und den Pilger schirmen sollten. Es waren Anordnungen, die offenbar wenig taugten. Denn die Klagen hören nicht auf. Bei Banzenheim wurde eidgenössischen Kaufleuten ihr Gut genommen, und Zürich verlangte von Basel, daß es sich um die Rückgabe bemühe. Basel selbst aber mußte seinen Angehörigen, Tunsel, Ospernell, Meltinger u. A., die zur Frankfurter Messe unterwegs waren, Warnung zukommen lassen, auf der Hut zu sein. Hans von Stutzheim, Burchard Schlosser von Zell, Hans Frischlin u. A. galten als die Häupter der Raubbanden, die in der untern Hard ihr Wesen trieben.

Natürlich standen die Edeln des Landes selbst diesem Treiben nicht fern; namentlich begegnen uns hier die adligen Bastarde, die auch in der Söldnerwelt eine Rolle spielten: Hensli von Wessenberg der „wilde Bankert“, Otmar und Heinrich die Bastarde von Blumenegg, Walther von Ouwe der Bastard, einmal vier solcher unechten Söhne nebeneinander: Berthold von Hatstat, Heinrich von Ramstein, Jakob von Klingen, Ulrich zu Rhein. Aber der in diesen Jahren am meisten genannte Vertreter dieser Gattung war Hans der Bastard von Andlau genannt Ottenheini. Er steht im Dienste des Markgrafen Bernhard, dann des Bischofs von Straßburg, fängt die armen Leute der Herzogin und geht, vorgeblich um dieser Feindschaft willen, auch auf Angehörige Basels. Mit Dietrich von Wasselnheim zusammen führt er dem Basler Metzger Jecky Vasnacht drei Pferde weg und nimmt seinem Knecht Gürtelgewand und Messer mit den Worten, daß

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/477&oldid=- (Version vom 1.8.2018)