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im kleinsten Teile. Viel deutlicher spricht ihr Verkehr mit andern Städten.

Eine erstaunliche, unaufhörliche Bewegung tut sich da vor uns auf. Die brauchbaren und einflußreichen Mitglieder des Rates scheinen ihr halbes Leben im Sattel zu sitzen. Sie sind zu allen Zeiten und nach allen Richtungen, oft wochenlang vom Rate abwesend. Auf zahllosen Konferenzen werden sie betroffen: der bei den oberrheinischen Städten hochangesehene Hans Ludman von Rotberg, später an seiner Stelle Henman Offenburg, weiterhin Burchard zu Rhein, Haus Reich, Hug zer Sunnen, Werner Murnhart u. A. Aber dieses Wesen, charakteristisch für die damalige Regierung und Verwaltung, bestimmt auch die Ueberlieferung. Im mündlichen Verkehr der Gesandten geschah das Meiste, und so umfangreich die städtische Korrespondenz jener Jahre ist, so fragmentarisch erscheint sie doch und so unergiebig im Vergleich mit dem wirklich Geschehenen.

Der Verkehr mit andern Städten geschah durchaus nicht nur auf den Reichstagen. Die meiste Bewegung und das Wichtigste lag vor diesen. Dem Besuch eines Reichstages gingen wiederholte Vorberatungen auf den kleinern Zusammenkünften von Städteboten voraus. Nach Landschaften und Gruppen trat man zusammen, beriet und verständigte sich über das künftige Handeln und ließ diesen Beschluß den Freunden in den andern Gruppen bekannt werden. Mit Straßburg und den übrigen Reichsstädten des untern Elsaß bis zu den großen Gemeinwesen am Mittelrhein und in der Wetterau, mit den Städten des obern Elsaß und des Breisgaus, mit den oberländischen Städten, den Städten am Bodensee, den regsamen, reich aufblühenden Städten in Schwaben und Franken stand solchergestalt Basel in beständigem Rapport. Was auf Konferenzen in Speier oder Frankfurt zustande kam, wurde durch Straßburg an Basel, von diesem weiterhinauf nach Bern, Luzern, Konstanz gemeldet. Was der Gesandte Basels von einem Städtetag in Ulm nach Hause brachte, ging andern Tags als Botschaft den Rhein hinab. Mit aller Deutlichkeit ergibt sich uns hier die Rolle Basels als einer Vermittlerin zwischen Oberland und Rheinland, und nicht weniger deutlich erscheint Basel auch als Vertreterin der oberrheinischen Städtegruppe. Gelegentlich mit der offenkundigen Absicht, sich hiebei von dem mächtigen Straßburg unabhängig zu erhalten. In der Regel aber handelten Basel und Straßburg gemeinsam und riefen bald in Basel, bald in Straßburg, zumeist aber in Breisach die Boten der Städte des obern Elsaß und des Breisgaus zusammen.

Mitten in solchem Verkehre stehend, empfing Basel die mannigfaltigsten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/488&oldid=- (Version vom 1.8.2018)