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nach seinem Wegzug der Kardinal Johann das Throngerüste vor dem Münster, auf dem Sigmund die Fürsten beliehen hatte, auseinanderreißen und mit den Hölzern sich eine Estrade bauen ließ, von der herab er die widerspenstigen Bürger von Besançon anathematisierte; in erregtester Weise beschwerte sich Sigmund hierüber; es sei zu seiner und des Reiches Schmach und Schande geschehen.

Aber das Streben des Konzils zur höchsten Macht, seine Neigung, Alles an sich zu ziehen und zu erledigen, führte nicht nur zu Uebergriffen in weltliches Regiment. In der Hauptsache galt diese Tendenz dem Papsttum, ging auf Einschränkung der Befugnisse des heiligen Stuhles.

Papst Eugen hatte sich im Dezember 1433 allerdings gefügt; aber er war nachgiebig gewesen unter dem Zwang äußerer Drangsal. Im Herbst 1433 waren Sforza und Fortebraccio in den Kirchenstaat eingefallen, im Mai 1434 brach in Rom die Revolution aus. Kurz nachdem Sigmund Basel verlassen hatte, floh Eugen nach Florenz. Von hier aus leitete er beinahe zehn Jahre lang die Kirche; von hier aus führte er auch seinen Kampf mit dem Konzil in Basel.

Der durch Sigmund vermittelte Friede hatte die Gegensätze natürlich nicht ausgeglichen. Prinzip stand gegen Prinzip. Schon am 26. Juni 1434 erneuerte das Konzil ausdrücklich den Beschluß, daß das Konzil dem Papst übergeordnet sei. Diese Anschauung auf der einen, ihre Bekämpfung auf der andern Seite führte zu Maßregeln, die den kaum beigelegten Konflikt wieder aufleben ließen. Zur Krisis kam es dann durch die Verhandlungen über eine Union mit der griechischen Kirche.

Solche Verhandlungen schwebten seit dem Jahre 1433. Im Juli 1434 erschienen Gesandte des griechischen Kaisers in Basel, im Juni 1435 wiederum solche. Aber auch der Papst verhandelte; seine Vertreter traktierten wiederholt in Byzanz neben den Boten des Konzils.

Die Verwickelung wurde noch arger dadurch, daß bei den Beratungen über den Ort des künftigen Unionskonzils nationale und politische Interessen im höchsten Grade mitwirkten. Am 7. Mai 1437 kam unter tumultuarischen Szenen der Beschluß zu Stande, der als Ort des Unionskonzils Basel, in zweiter Linie Avignon oder eine savoyische Stadt bestimmte. Die Minderheit entschied für Florenz oder Udine, und auf Seite dieser stand Papst Eugen.

Zwei Gesandtschaften fuhren nach Byzanz, die eine vom Konzil, die andere vom Papst abgeordnet. Im Gefolge der Konzilsgesandten waren auch Henman Offenburg und Dietrich Murer von Basel.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/527&oldid=- (Version vom 1.8.2018)