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Friede sein sollte, glaubte man ihn am ehesten zu sichern, wenn man jene Pfandschaften nicht fortdauern, sondern die Aemter in unmittelbare Verwaltung der Herzoge zurückkehren ließ.

Als beiderseits anerkannte Uebung galt, daß Basler Gut und was an Gefällen und Lebensmitteln aus dem Sundgau nach Basel geführt wurde, keinen Zoll zu geben hatte, sonstige Ware vier Pfennige von einem Wagen und zwei von einem Karren. Das Konzil aber, in seinen alle Norm durchbrechenden Dimensionen, scheint auch hier zu Neuerungen geführt zu haben. Die mit dem Konzil eintretende Steigerung des Verkehrs auf den sundgauischen Straßen veranlaßte die Herren, neue Zölle aufzustellen oder die alten zu erhöhen. Die Basler vor allem, aber auch die Sundgauer Leute selbst, sahen diese Neuerungen mit Widerwillen. Früher konnte man von Basel bis Mömpelgard wandeln mit Krämerei und Kaufmannsware und vernahm auf der ganzen Strecke nichts von einem Zoll. Im Pfirter Amt bestanden nur zwei Zölle, zu Waltikofen und zu Oltingen an der niedern Brücke, die denen von Löwenberg waren; jetzt entstanden neue Zölle zu Oltingen im Dorf durch Peter und Konrad von Mörsberg; zu Feldbach, zu Werenzhausen, zu Folgensburg durch Diebolt Agstein von Thann und Hug Bryat. Diese Beiden forderten neue unerhörte Zölle auch in Otmarsheim und Habsheim. Der Münch von Gachnang machte neue Zölle in Wittersdorf, Dietweiler, Walpach; der Zoll zu Sierenz, eine Rechtsame der Münch, wurde erhöht, usw. usw.

Andere Beschwerden Basels galten der Verkümmerung des freien Zuges. Altes Recht war, daß der Herrschaft Leute freizügig seien in die vier Enden der Welt. Alljährlich an den Gerichtstagen der Aemter wurde diese Freizügigkeit proklamiert, und wie ein lächelnder Spott über die Unfähigkeit des Herrn, seine Leute zurückzuhalten, findet sich überall die Symbolik: der Amtmann soll den Wegziehenden geleiten bis zur Grenze und hier den kleinen Finger in die Langwid des Wagens legen, die den Hausrat des Mannes trägt und mit sechs Pferden oder Ochsen bespannt ist; vermag er ihn damit am Weiterfahren zu hindern, so soll der Mann in der Herrschaft bleiben; vermag er ihn aber nicht zurückzuhalten, so soll er ihn ziehen lassen mit den Worten: „Lieber Gesell, magst du nicht hier bleiben, so magst du ziehen wohin du willst, meines Herren wegen säume ich dich nicht.“

Für Basel, dem eine stete Erneuerung seiner Einwohnerschaft, das Zuströmen naturfrischer unverbrauchter Kraft aus dem offenen Lande geradezu als Bedürfnis gelten mußte, war dieser freie Zug von höchstem

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/561&oldid=- (Version vom 1.8.2018)