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Werte. Für die Herren aber in gleichem Maß ein Aergernis. Sie suchten die Freizügigkeit zu hemmen, nicht nur indem sie das Recht geltend machten, daß nur ein Solcher frei wegziehen dürfe, der keine Schulden oder Verpflichtung gegen die Herrschaft mehr habe, sondern auch durch unberechtigtes Zurückhalten ihrer Leute. Daß unaufhörlich Streit und Gezänke entstand, ergibt sich ohne weiteres. Basel mochte in vielen Fällen sein Recht geltend zu machen befugt sein; den Vorwürfen der Herrschaft gegenüber, daß es auch unverrechnete Amtleute und Männer, die noch schuldig seien, bei sich aufnehme, vermochte es sich nicht zu rechtfertigen.

Andere Klagen Basels gingen darauf, daß die Herrschaft den feilen Kauf hinderte, indem sie die Verkäufer auf ihre Märkte drängte und von Basel abhielt; daß sie in ihren Landen das Geleit nicht nach Recht und Möglichkeit übte; daß Basler draußen vor Gericht geladen würden.

Aber dem allem gegenüber hatte auch die Herrschaft Klagen die Fülle. Sie beschwerte sich über die Aufnahme von Unverrechneten und Schuldnern, über Eingriffe in die Gerichtsbarkeit. Sie brachte vor, daß Bürger und Klosterschaffner zu Basel in den Sundgau ritten, um schuldige Zinse sich Rosse und Kühe als Pfänder suchten und, wenn sie solche nicht fänden, den Zinsmann selbst beim Halse nähmen und gefangen nach Basel führten. Sie klagte über die Geleitsanmaßung der Basler, über ihre Mißachtung der Zölle, über ihr Holzfällen und Jagen in der Hard, über Ladung von Edeln und Knechten der Lande vor Basler Gericht, über Hinderung der Märkte in den Städten durch Lenkung aller Ware nach Basel.

Die Beschwerden häuften sich, und eine Auseinandersetzung wurde versucht 1436. Man verhandelte zuerst in Innsbruck beim Herzog selbst, dann bei der Regierung in Ensisheim, und in den Hauptstücken (Zölle und freier Zug) einigte man sich nach dem Willen Basels. Aber eine beiderseits so tief wurzelnde Feindschaft war durch gütliche Beilegung einiger äußerlicher Streitpunkte nicht zu tilgen. Sie brach stets aufs neue durch.


Die Zeit war schwül. Das Konzil fühlte seinen allmählichen Niedergang; auch die Stadt mußte ihn spüren. Der Rat ward inne, wie leer von Menschen die weitgedehnte „Zarge“ Basels geworden sei, und bemühte sich um Einwanderung. Die Einkaufstaxe für neue Bürger, die Aufnahmsgebühr der Zünfte wurden vermindert. So warb man neue Kräfte. Die Zeiten der wirtschaftlichen Blüte, die das Konzil zuwege gebracht, gingen sichtlich ihrem Ende zu. Und politisch war die Lage überaus ernst. Deutlich empfinden wir aus den Aeußerungen jener Tage, wie der alte Haß, der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/562&oldid=- (Version vom 1.8.2018)