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Getreide auch im Falle des Abschlagens der Mühlkanäle durch den Feind mahlen zu können, wurden zwei Schiffmühlen auf den Rhein gelegt.

Die Anordnung, die den Erwerb des Bürgerrechts erleichterte, wurde schon erwähnt. Sie bestand darin, daß am 12. August das Bürgerrecht Jedem unentgeltlich angeboten wurde, der am Nachmittag auf dem Rathause sich einschreiben lasse und den Bürgereid leiste.

Schwere Sorge bereitete den Behörden in der von Fremden aller Art, Bauern, Weibern und Kindern und Dienstvolk gefüllten Stadt die Feuersgefahr. Backen zur Nachtzeit wurde strenge verboten, ebenso Dreschen bei Licht. In jedem Hause mußte Wasser bereit stehen; die Kornspeicher wurden mit besonderer Sorgfalt bewacht.

Endlich die eigentlichen Kriegsvorbereitungen. Die Vorräte an Harnischen und Waffen wurden revidiert und ergänzt, viele Zentner Salpeter für die Pulverbereitung gekauft, Hagelsteine zu den Tarrasbüchsen und große Büchsensteine gefertigt, Büchsenmeister geworben. Auch Büchsen selbst wurden noch angeschafft; man bezog sie aus Nürnberg.

Von den Stadttoren wurden nur Spalentor und Aeschentor geöffnet, d. h. für Auszüge gangbar gemacht, die übrigen verrammelt. Der ganze weite Mauerring, auch die Kleinbasler Zwingelmauer am Rheine, wurde inspiziert; man brach Schießlöcher aus, entfernte hinderliche Anbauten, armierte die Türme und Bollwerke. Beim Karthäuser Kloster wurden der große Eckturm und im Klostergarten ein gedeckter Schützengang gebaut, vor dem Bläsitor ein Bollwerk und ein ebensolches vor dem Spalentor. Auch die Herstellung eines Glacis rings um die Stadt gehörte zu diesen Maßregeln. Alle Zäune, Mauern, Garten- und Rebhäuslein mußten abgetragen, alle Bäume umgehauen werden. Keine Vorschrift stieß aber so sehr auf Widerstand wie diese; der Rat mußte sie mehrmals wiederholen unter Androhung strenger Strafe und zuletzt doch mit allerhand Milderungen: Häge, welche die Richtung gegen die Stadt hatten, durften verschont bleiben; von den Bäumen mußten nur diejenigen fallen, die über armsdick waren. Den Schluß dieser Zurüstung des Terrains bildete das Legen zahlreicher Fußeisen um die Stadt herum.

Die Sorgfalt und Wachsamkeit des Rates galt wie der Stadt, so der Landschaft. Am Wartenberg und beim Hülftengraben ließ man Sicherungsarbeiten ausführen; Ende Juli wurden Werkmeister und Söldner nach Liestal und Waldenburg gesandt, später die junge Mannschaft aus diesen Aemtern nach Liestal gezogen, als dem wichtigsten Punkte des Landgebietes; ihr Hauptmann wurde Henman Sevogel, Schloßherr auf Wildenstein.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 553. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/572&oldid=- (Version vom 1.8.2018)