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Kein Zweifel war mehr möglich über die Absichten des Dauphins. Er zog geraden Weges auf Basel zu. Und wessen man sich vom Adel zu versehen hatte, zeigte die Ueberrumpelung des Städtleins Brugg durch Falkenstein und Rechberg am 30. Juli. Dann kamen die ernsten Botschaften von der Farnsburg: das Schloß war von Oesterreich eingenommen worden, die Farnsburger Leute mußten der Herrschaft schwören oder flohen in die angrenzenden Gebiete Basels.

Dazu die Erregtheit und die unsichere Stimmung in der Stadt selbst. Anhänger und Lehensmannen Oesterreichs saßen im Rate; der Adel, der draußen den Feind hereinführte, besaß in der Stadt Bürgerrecht oder doch seine Höfe und seine Leute und allerhand Anhang; das nicht mehr zu beschwichtigende Mißtrauen erwartete überall das Schlimmste: Brandstiftung und Verrat. Auch die Domherren waren in ihrer Mehrheit Oesterreichs Parteigänger. Allenthalben sah man das Sundgauervolk, das sich hereingedrängt hatte. Unverdächtig zwar, aber dafür um so lästiger und unruhiger die zahlreichen andern Fremden: die Konzilsherren, die hinter dem Dauphin die Macht ihres großen Widersachers Eugen witterten und, um ihre Sicherheit besorgt, den Rat mit Begehren aller Art bestimmten.

Bei alledem das Gefühl des Verlassenseins. Rings um die Stadt beinahe war kriegerisch erregtes Feindesland, ein Verkehr mit den Eidgenossen überm Jura kaum mehr möglich.

Wir dürfen freilich nicht daran zweifeln, daß Basel die Hilfe seiner Verbündeten Bern und Solothurn anrief. Am 27. Juli schrieb der Berner Rat seinen Getreuen in Thun von solcher Mahnung durch Basel; er anerkannte, daß Basel diese Gefahr mehr um der Eidgenossen als um seiner selbst willen leiden müsse. Dennoch faßte er noch keinen Beschluß, sondern beschränkte sich darauf, seine Leute vor Zürich beisammen zu behalten, um nötigenfalls von dort aus zu Gunsten Basels zu handeln. Mächtig und rasch entwickelten sich dann die Dinge, aber kein Zuzug nach Basel fand statt. Vielleicht hat die Tat von Brugg eine Ablenkung gebracht. Sie wäre dann, wie sie an sich ein Meisterstück war, solches auch um dieser Wirkung willen gewesen. Dachten Bern und Solothurn, aufs höchste aufgebracht, nur an Brugg, an Gösgen, an den Rechberger und den Falkensteiner? Wollten sie vor allem diese züchtigen, ihre Farnsburg brechen, dann erst Basel zu Hilfe kommen?

Es ist sehr zu beachten, daß sie selbst, als sie vor Farnsburg lagen, nun Basel mahnten, dorthin aufzubrechen und ihnen Beistand zu tun. Basel konnte natürlich keine Mannschaft schicken, lieh aber Sturmzeug und Geschütz.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/573&oldid=- (Version vom 1.8.2018)