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der Stadt, wegen nächtlicher Ersteigung der Mauern u. dergl. m. Es waren Alarmnachrichten, die acht Wochen früher hätten begründet sein können; jetzt mußten sie Basel möglich machen, mit gutem Schein allen Maßregeln des Reiches gegen den Dauphin fern zu bleiben.

Daß aber der Rat solche Märchen erzählte und nicht einfach meldete, er habe vor vier Tagen mit dem Dauphin Frieden geschlossen, hatte seinen Grund in der Opposition, der dieser Friede in Basel selbst begegnete.

Die Politik Basels war bis jetzt durch den Rat geführt worden. Neben dem Rate aber bestand die Gemeinde, die Einwohnerschaft, die von den Einzelheiten der Verhandlungen kaum etwas vernahm, die überhaupt nicht das Allgemeine und Entfernte sah. Der gemeine Mann hatte nur die Scheußlichkeiten der Armagnaken vor Augen, wußte nichts von den Umtrieben Friedrichs. Ihm war Feind nur der Dauphin.

Von der großen Konferenz zu Augustinern und den dort erhobenen Forderungen der Franzosen mochte allerhand unter die Leute gekommen sein. Dazu die frische Erinnerung an den Tag von St. Jakob, die Schrecken des nahen Schlachtfeldes, jetzt aufs neue und grausiger als zuvor aufsteigend bei der Räumung von Kirche und Hofstatt, beim Auffinden der Leichname der im Siechenhauskeller Erstickten; so hart und widerlich war diese Arbeit, daß das Konzil sie durch Verheißung von Ablaß fördern mußte. Auch der Kontakt mit den in der Stadt liegenden eidgenössischen Zuzügern tat das Seine, um die Erbitterung gegen den Dauphin rege zu halten. Von dieser Gemeinde aus erhob sich nun durch die Sechser der Zünfte der entschiedenste Widerspruch, als der Rat, am Tage nach der Zofinger Abmachung, den dort geschlossenen Frieden vorlegte und das Siegel Basels an die Urkunde hängen wollte. Die Gemeinde verweigerte ihre Genehmigung; sie glaubte dem Dauphin und seinen Versprechungen nicht, wollte von einem Frieden mit den „bösen lüten“ nichts wissen.

Häßliche Beschuldigungen verbanden sich mit dieser Opposition. Verdächtigungen wurden laut vorab gegen Henman Offenburg, der vom Rate zu den meisten Verhandlungen delegiert worden war und nun, allerdings kaum ohne sein eigenes Zutun, vom Dauphin ein Kammerherrnpatent erhalten hatte. Wenn er den Frieden empfahl, so tat er dies, wie Viele glaubten, dem Dauphin und nicht der Stadt zu Liebe.

Auch von außen her wurde auf die Stimmung eingewirkt, zumal von Straßburg her. Dort rückte jetzt die Gefahr der Armagnaken immer näher, und das in solcher Not stehende Straßburg vernahm mit Empörung, daß die Schinder zu Basel aus- und eingehen und frei verkehren könnten,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/588&oldid=- (Version vom 1.8.2018)