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die Finanzkraft der Stadt und ihrer Bürger — Alles äußert sich in diesem mächtigen Bauunternehmen. Es verband die einzelnen Körper der Vorstadt; die weitgezogene Linie dieses Mauerrings umspannte jetzt auch die freien hellen frucht- und grastragenden Flächen, die noch zwischen den Vorstädten sich breiteten. Die Anlage bestand aus Graben und Mauer und zahlreichen Türmen. Auf der Stadtseite der Mauer wurde ein Rondenweg vorbehalten, der Raum zwischen der Mauer und den Friedekreuzen draußen mit einem Bauverbote belegt.

Ein Jahrzehnt lang wurde an dieser Stadtwehr gearbeitet. Nicht bis zur Vollendung der Mauer. Aber die Türme standen; als der Rat 1374 eine Wachtordnung erließ, hatte er die einundvierzig Türme schon vor sich, die wir auch später wieder finden. Die Jahre des Kampfes mit Herzog Leopold brachten eine Pause. Doch das verjüngte Basel der Ammeisterzeit, des schwäbischen Städtebundes, der Sempacher Schlacht griff das unvollendete Werk frisch wieder auf. Am 30. Juli 1386 ernannte der Rat den Heinrich Puer zum Bauherrn; im Herbst gleichen Jahres begannen die Arbeiten an der Ringmauer aufs Neue, um nun nicht mehr abgebrochen zu werden. 1398 waren sie vollendet. Von Rhein zu Rhein zog sich nun eine Fortifikation von einundvierzig Türmen und tausendneunundneunzig Zinnen um Großbasel. Wagdenhals Guckindasnest Schadegarte Luginsland Torimaug sind lebensvolle Benennungen solcher Türme; von den Anwändern trugen den Namen Eglolfs Tor, der Sürlin Turm, Breitschedels Turm, von bewohnenden Stadtdienern Bösingers Turm, Rintschuchs Turm, des Brunnmeisters Turm; einzig den St. Thomasturm am Rhein bei St. Johann hatte die Andacht benannt und mit dem Standbilde des Heiligen geschmückt.

Unter den alten Stadttoren, die von nun an Bestandteile eines einheitlichen Systems waren, trat das die große Sundgaustraße aufnehmende Spalentor bedeutend hervor. Daher die mächtige Gestaltung, die es im Anschluß an den Mauerbau um die Wende des XIV. und XV. Jahrhunderts erhielt: die ganze Toranlage wurde neu aufgeführt, als viereckiger Torturm mit zwei diesem zur Seite stehenden Rundtürmen. So entstand ein Bau, der mehr war als nur Prunkbau, als nur Auszeichnung eines Haupteinganges der Stadt. Er sprach die Größe aus, die diesen Jahren der Stadtgeschichte innewohnte, den Jahren der Erwerbung des Territoriums, des Bundes mit Bern und Solothurn, der Vorbereitungen zum Kampfe mit dem letzten großen Feinde der Stadt, mit Österreich. Ähnliches gilt von seiner Erweiterung sechzig Jahre später; ein Blitzschlag, der am 26. Juli 1468 den Turm schwer beschädigte, gab den Anlaß, nicht nur diesen wieder herzustellen; auch ein

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/276&oldid=- (Version vom 24.10.2016)