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mächtigen Gedeihen aller Kräfte gehört nun auch die wichtige kaiserliche Verfügung 1488, die den Baslern auf den Wasser- und Landstraßen durchs ganze Reich, außer bei den vom Kaiser selbst verliehenen Zollstätten, Zollfreiheit für ihre sämtlichen Waren gibt.

Merkwürdig nahe treten uns in diesen Jahrzehnten die Handelsbeziehungen Basels zu Brabant und Flandern. Es ist die Zeit, in der Brügge seine Bedeutung zu verlieren beginnt, Antwerpen allmählich der Ort des großen internationalen Warenaustausches wird. Eine neue Welt scheint in den Akten aufzugehen. Zum ersten Male werden im Geleitsbrief für die Handelsstraße Straßburg—Luxemburg 1466 neben den Italiänern ausdrücklich auch die Kaufleute von Basel genannt, und in schöner Weise stimmt zu solchem Vorwalten Flanderns, daß das große Stadtrechtsprivileg Basels aus dieser Zeit, die Urkunde Kaiser Friedrichs von 1488, in Antwerpen erteilt ist.

In der Tat bezeugt sich uns ein starker Handelsverkehr zwischen Basel und Flandern. Wie wir den Basler Jos Zapfengießer in Antwerpen ansässig finden, so werden die Brabänter Krämer Ludwig und Peter von Busch Basler Bürger. Wir verstehen, wie große Folgen das Verbot Herzog Karls an seine Lande hatte, mit Basel Handel zu treiben; aber der Basler Rat verfuhr auch seinerseits und zog z. B. Forderungen eines Antwerpener Kaufherrn an Basler für geliefertes Tuch als Feindesgut bei den Schuldnern ein. Der Untergang Karls hatte auch seine außerordentlich große kommerzielle Wichtigkeit.


Dem Neuen dieser belebteren flandrischen Beziehungen gegenüber steht in alter Kraft der italiänische Verkehr. Mit der Weiterleitung des Austausches von Nord und Süd mengt sich der eigene meridionale Handel Basels. Im Geldgeschäft allerdings ist es seit dem Schlusse des Konzils mit der Präponderanz der Italiäner auf dem Platze Basel dahin, - 1456 findet sich in der ganzen Stadt nur noch ein einziger „Florentzer“ Wechsler, der Geld oder Wechselbriefe nach Rom gibt, und das Domstift muß jetzt für seine Zahlungen an die Kurie das mediceische Haus in Genf aufsuchen, da die Basler Filiale nicht mehr besteht. Aber aller sonstige Handel scheint noch so reich gestaltet und lebhaft zu sein wie zuvor. Die Fragmente der vom Rat 1458 an den Dogen von Venedig, den Podesta von Verona, die Prioren und den Gonfalonier von Florenz gerichteten Schreiben deuten auf Angelegenheiten des Handels, und völlig im Gedanken an solchen Verkehr, im Gefühl unmittelbar berührter eigener Interessen tut der Rat den Luzernern im Oktober 1479 seine Freude kund über den zwischen den Eidgenossen und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/537&oldid=- (Version vom 20.11.2016)