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Hagenbach und als seltenes Schaustück einen leibhaftigen Türken, den Bruder des Großherrn, jetzt als Christ Calixtus Ottomannus geheißen. In solchem Geleite zog der Kaiser ein, langsam. Vor einunddreißig Jahren war er hier gewesen, seitdem hatte er Basel nicht mehr betreten, und Viele lebten, die sich noch an den frühern Besuch erinnerten, ihn mit dem heutigen vergleichen konnten; der Kaiser war gealtert, aber noch derselbe in seinem Wesen. Unter den Zuschauern stand Peter von Andlau neben seinem guten Freunde Knebel und wiederholte diesem, während die Majestät vorbeizog, was er in seinem Buche von der kaiserlichen Monarchie geschrieben; wie weit zurück blieb doch dieser Friedrich hinter jenen erhabenen Forderungen, wie sehr verdiente er Klagen und Vorwürfe.

Im Bischofshof stieg der Kaiser ab; ringsum und drüben bei St. Peter in den schönen Höfen der Geschlechter lagerten die Fürsten und Hofleute. Ueberall hin sandte der Rat seine reichen Geschenke: Goldgeschirre und Geldsummen, Wein Fische Getreide Ochsen und Hämmel. Aber auch die Eidgenossen waren da; sie wohnten im goldenen Löwen an der Freienstraße und besprachen sich mit Basel und mit Boten elsässischer Städte.

Der Domkaplan Knebel war überall dabei, in Betrachtung dieses einzigen Schauspiels, da die höchste Gewalt des Reiches sich in Basel niedergelassen hatte, da alle Strömungen der großen Politik sichtbar sich hier trafen und kreuzten. Er sah Friedrich mit den Fürsten und dem Basler Rat im Schatten der großen Eiche auf dem Petersplatz tafeln; er erlebte die denkwürdigen Szenen im Bischofshof bei den Audienzen der Basler und Eidgenossen vor dem Kaiser, dann im Kreuzgang und vor der Galluspforte, wo Peter von Hagenbach den Schweizern und den Ratsherren schnöde Worte gab. Knebel erfuhr Alles. Er vernahm, was Herzog Sigmund mit den Eidgenossen verhandelt hatte; er hörte, was da und dort geflüstert oder geredet wurde, die Hofmären die man sich herumgab, die losen Reden des Heinrich Sinner, die Unehrerbietigkeit des Apothekers bei Steblins Brunnen, der seinen Leuchter am Hause anzuzünden sich weigerte und Wasser darein goß; die zornigen und hochfahrenden Reden der Höflinge über die „Schweizerbuben“ und die plumpen Späße, die sich der Landvogt im Wirtshaus erlaubte.

An einem Freitag war der Kaiser gekommen, am folgenden Donnerstag ging er wieder, durch Hagenbach gedrängt, dem Herzog Karl zu.

Aber er ließ ein unerledigtes Geschäft in Basel zurück. Noch am letzten Tage hatte er an den Rat die Forderung gestellt, ihm zu huldigen, der Rat die Verpflichtung hiezu geleugnet, der Kaiser hierauf aber nichts

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/86&oldid=- (Version vom 5.7.2016)