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wie jetzt dieser gemeinsame Haß und diese gemeinsame Angst war, um sie über alles Trennende hinweg zu einen.

Für uns aber entsteht, wenn wir die Stellung Basels in dieser Koalition betrachten, die Frage: was begründete sein Interesse an einer Lösung der Pfandlande? War Österreich wirklich Burgund vorzuziehen?

An und für sich gewiß nicht. Dennoch bejahte Basel die Frage. Mußte sie bejahen im Geiste seiner alten, durch vielfachen Erfolg gerechtfertigten Politik. Es hatte gelernt, daß Schwäche des Gegners noch mehr nützen kann als eigene Stärke, und in dieser Erkenntnis war es mit dem Bischof zu seinem Nutzen verfahren. Ganz abgesehen davon, daß seit der Breisacher Richtung das Verhältnis zu Österreich sich leidlich gut gestaltet hatte, war eine ungeordnete, lässig geführte Herrschaft den Interessen Basels entsprechender als das straff geschlossene, planmäßige, rastlos tätige Regiment, das seit dem Sommer 1469 am Oberrhein waltete. Und welches Verfahren im Einzelnen bei diesem Regimente möglich war, welche Bedrohungen es enthielt, hatte Basel zur Genüge erkennen können.

So erschien die Beseitigung Burgunds, die Wiedereinführung der „guten alten Zeit“ als eine Lebensfrage für Basel. Hieneben aber wirkte mächtig, nicht allein die Entschließungen Basels mitbestimmend, sondern die ganze große Aktion begleitend und im wahren Sinne des Wortes adelnd das nationale Gefühl. Man empfand diesen Kampf als einen Rassenkampf von Deutsch gegen Wälsch, gegen die Herrschaft der fremden Zunge, gegen „lombardische Unkeuschheit und burgundische Hoffart“. Aber eine noch höhere Empfindung waltet, wenn unaufhörlich, in hundert Wendungen ausgesprochen wird, daß die Bündnisse geschlossen, die Aufgebote erlassen, die Schlachten geschlagen werden zur Ehre und zur Rettung der deutschen Nation; die Zugehörigkeit zur Niedern Vereinigung ist ein Mittel, um beim Reiche zu bleiben; die Sieger von Murten fühlen sich als die Vorfechter des deutschen Volkes. Mit herrlichen Worten feiert in Basel Peter von Andlau die nationale Bedeutung des großen Kampfes, bei dem es um den Ruhm Deutschlands, dieser „alten und erlauchten Wohnstätte des römischen Kaisertums“, geht.

Zwei Aktionen gingen im Winter 1473/74 neben einander her. Die eine, durch König Ludwig von Frankreich geleitet, galt der Aussöhnung zwischen Österreich und der Eidgenossenschaft, die andere der Verständigung des Herzogs und der Eidgenossen mit der Niedern Vereinigung und der Verständigung innerhalb dieser selbst über Lösung der Pfandlande.

Das Lösegeld belief sich auf achzigtausend Gulden. Nach zahlreichen Konferenzen wurde zuletzt vereinbart, daß an diese Summe Straßburg,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/91&oldid=- (Version vom 5.7.2016)