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mit lautem Jubel, mit Glockengeläute, mit Freudenfeuer, mit Dankgottesdiensten. Mitten darin sehen wir die burgundischen Gesandten, die dies Alles mit ansehen und hören müssen und auf die Antwort des Rates warten. Erst nachdem auch die Kunde vom Beitritt des Herzogs Sigmund zur Niedern Vereinigung eingetroffen, ließ sich der Rat vernehmen. Aber nun um so rückhaltloser. Am Mittwoch, 6. April, rief er die Herren vor sich: den Bund König Ludwigs mit den Eidgenossen lasse er auf sich beruhen; als Herzog Karl vor fünf Jahren die Lande Sigmunds eingenommen, habe Basel erwartet, daß das Verhältnis zu diesen Landen unter dem neuen Herrn das gleiche sein werde wie vordem; statt dessen sei durch den Landvogt Herrn Peter von Hagenbach Gewalt und Frevel aller Art geübt worden. Und nun ließ der Rat den Burgundern jene lange leidenschaftliche Klageschrift vorlesen, in der Alles zusammengefaßt war, was man in Basel wider Hagenbach auf dem Herzen hatte. Er fügte nur kurz bei, daß er weiterhin Solches sich nicht mehr werde bieten lassen, und mit Herzog Sigmund ein Bündnis geschlossen habe. Die Gesandten waren entlassen.

Am selben Tage ließ Herzog Sigmund in Konstanz die Kündung des Pfandvertrags an Herzog Karl abgehen, wurde das Lösegeld zu Karls Händen in Basel deponiert. Und nach kurzem kam die Nachricht, daß am Ostermontag früh die Breisacher den bösen Landvogt festgenommen und in den Kerker gelegt hätten.

Die Wirkung dieser Botschaft muß ungeheuer gewesen sein. Sie kündigte eine gewaltige Umwälzung, vielleicht den furchtbarsten Krieg an, und den Gedanken hierüber entsprang sofort, am 12. April, der Ratsbeschluß, durch den die Dreizehner unbeschränkte Vollmacht zu Maßregeln erhielten. Aber das Volk jubelte, und als am 20. April Herzog Sigmund, der Verbündete Basels, hier prächtig einritt, da empfing und geleitete ihn die Jugend mit dem Gesange

Christ ist erstanden.
Der Lantvogt ist gefangen.
Des sollent wir alle fro sin,
Sigmund soll unser Trost sin.
Kyrieleisz!

Es waren unvergleichliche Tage, und noch für uns spürbar lebt ihre Größe in dem Briefe vom 22. April, vielleicht dem gewaltigsten Dokument der Basler Geschichte, wodurch der Rat seine Kriegserklärung an Herzog Karl von Burgund erließ.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/93&oldid=- (Version vom 10.7.2016)