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Den Klerus dieser Stifter bilden vor allem die Chorherren, deren Pflicht die Leistung des Chordienstes und die Teilnahme an den zu Beratung der Geschäfte regelmäßig stattfindenden Kapitelssitzungen ist; zum Chordienste gehören die tägliche Besorgung der kanonischen Horen und der Kapitelsmesse, sowie die stiftungsgemäße Feier der verschiedenen Jahrzeitämter Totenmessen Spezialfeste und Begehungen: ein von den Mauern des Chors umschlossener Kultus, der zu keiner Wirkung nach außen, zu keiner Verkündigung drängt.

Zum Stiftsklerus gehören auch die Kapläne; sie sind Gehilfen beim Chordienst und haben als Verpflichtete ihrer Pfründen den Dienst an den Altären der Kirche zu leisten.

Das mittelalterliche Basel besaß zwei solcher Stifter, bei U. F. Münster und zu St. Peter.


Das Leben des Domstifts ist zusammengehalten und emporgehoben durch den einen starken Begriff der Kathedralkirche. Auf dem Burghügel, umgeben vom Glanz und der Andacht des hier an hundert Altären sich vollziehenden Kultus, waltete das Basler Kirchenregiment, wohnte das Domkapitel als Teilhaber dieses Regimentes und zugleich als erstes städtisches Stiftskollegium. Auf die Mitwirkung des Kapitels bei Geschäften weltlicher und kirchlicher Herrschaft angewiesen vermochte der Bischof es doch nicht an seine Person zu fesseln; der Residenzfreiheit des Herrschers gegenüber war die Anwesenheit der Kapitularen bei der Stiftskirche notwendig und dauernd.

Noch in später Zeit erkennen wir, wie tief gewurzelt einst im städtischen Wesen die Existenz dieser stolzen Klerikervereinigung gewesen.

An die Anfangszustände einer vom Münster als Zentrum ausgehenden städtischen Seelsorge scheinen zu erinnern der Patronat des Dompropsts über St. Peter und die wiederholten Pfarrektorate von Domherren zu St. Martin. Auch einzelne zeremoniell geordnete Vorgänge weisen auf alten Zusammenhang, ursprüngliche Leistung und Dienstpflicht zurück: bei den feierlichen Matutinen der Christnacht im Münster haben der Custos von St. Peter und der Pleban von St. Martin mitzuwirken; wenn am 25. März im Chore des Münsters der Jahrtag Bischof Lütolds begangen wird, zelebrieren neben dem Domklerus auch Chorherren und Chorknaben von St. Peter. Noch im Jahre 1441 sagt Bischof Friedrich, daß St. Peter dem Domstift näher stehe als irgend eine andere Kirche der Stadt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 645. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/124&oldid=- (Version vom 4.8.2020)