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beständig Anwesenden, die Unentbehrlichen, die nicht allein mit zahllosen Namen Verzeichnissen und Ordnungen die Überlieferung beinahe erdrückend bestimmen, sondern auch körperlich alle diese Räume füllen.

Von den Kaplänen war schon die Rede. Sie zeigen das Mannigfaltige einer großen Menschenzahl. Und da sie offenbar viele müßige Stunden haben, auch keine Gravität von ihnen verlangt wird, so sind sie allenthalben anzutreffen und haben Freunde in allen Gassen der Stadt.

Welche Menge von Beamten und Bediensteten sodann im Bischofshofe. Der Kanzler, der Hofmeister, die Kämmerlinge und Leibdiener kommen und gehen freilich mit der Person des Fürsten. Aber auch wenn dieser abwesend ist, läßt er hier nicht allein den Generalvikar und den Insiegler, die Beide ihre Amtswohnungen in der Nähe des Schürhofes am Schlüsselberg haben, sondern auch der Weihbischof muß hier zu finden sein, und auch die Residenz steht nie leer. Ein Hofschaffner regiert darin, Mägde sind da, der Jäger, der Stallknecht, die Wäscherin usw. Sitzungen des Mannengerichts, die Zeremonien der Ratserneuerung und des Martinszinseinzuges beleben das Gebäude; das Holz zur Heizung der großen Stube haben die Allschwiler Dorfleute heranzuführen. Ähnlich geht es zu in der Dompropstei und in den Kurien. Jeder Domherr hat seinen Haushalt, der bei Einzelnen zum Hofstaate werden kann, mit Hauskaplan Schaffnerin Knechten Mägden; auch der Schüler fehlt selten, der dem Herrn als Famulus zur Hand sein muß, und in hübscher Weise sehen wir, wie zuweilen ein solches Schülerlein sich bildet und emporbringt. Niklaus Fricker z. B., der in den 1420er Jahren Amanuensis des Domherrn Sinner ist, erhält bald darauf die Schulmeisterstelle in Brugg und wird der Vater des großen Berner Kanzlers Thüring Fricker. Von allgemeinerer Bedeutung und als Hüter und Mehrer des zum Bestehen dieser ganzen Welt erforderlichen Gutes in Ansehen sind die Schaffner der verschiedenen Vermögensverwaltungen: der Kämmerer, der Präsenzer, der Quotidianer, der Schaffner des Dompropsteigutes, der vielbeschäftigte Bauherr und Fabrikmeister mit seiner Schar von Untergebenen, zu der neben den ständig angestellten Werkleuten, neben dem Schreiber und dem Kollektor, auch zahlreiche für das Domstift arbeitende Handwerker gehören bis zum Weinleger und zum Tonsurenscherer.

Eine eigentümliche Gruppe innerhalb dieser Gesamtheit bilden die Kurialen, die mancherlei Beamten und Zugewandten der geistlichen Gerichtshöfe. Von denen des bischöflichen Gerichts wissen wir, daß sie eine Stube hatten, eine Gesellschaft bildeten wie Ritter Zünftler Schützen usw. Zum ersten Male wird sie in den 1430er Jahren genannt, unter dem Offizialat

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 668. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/147&oldid=- (Version vom 4.8.2020)