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Äußerungen, sondern unausgesetzt und in der höchsten Kraft das Leben, das die Klostergemeinschaft und den einzelnen Klosterbewohner mit dem Orden verbindet.

Wie dieser Orden spürbarer und näher ist als die allgemeine Kirche, so kann innerhalb des Ordens noch intensiver wirken die Kongregation, der an ein Musterkloster sich anschließende und einer speziellen Disziplin gehorchende Verband. So steht St. Leonhard in der Kongregation des Klosters Marbach und hat damit seine Welt für sich, die auch Ölenberg Goldbach St. Ulrich usw. umschließt; es gewinnt vermöge dieser Beziehung die Herrschaft über Kleinlützel, später über Schwarzenthann.

Eine solche Kongregation ist kein geographisch umgrenzter Bereich, wie auch die ältern Orden nur auf Eroberung gewisser Punkte, auf einzelne Niederlassungen ausgehen. Bei den Mendikanten dagegen besteht die Präsumtion, die ganze Welt innezuhaben. Sie kennen keine vereinzelten Klosterbereiche, sondern teilen über Grenzen von Diözesen und weltlichen Herrschaften hinweg das ganze Gebiet auf. Jedes Kloster erhält einen Sprengel, in dem es zu Gabensammlung und Predigt allein befugt ist; Sprengel grenzt an Sprengel, und an den Straßen, die hindurch führen, liegen die Herbergen. Es sind Zustände, die zu Ausgang des XIII. Jahrhunderts schon als fixiert gelten konnten; daß erst beinahe zweihundert Jahre später wieder an diese Dinge gerührt wird und der Basler Predigerkonvent über die Grenzen seines rechtsrheinischen Gebietes 1454/55 mit den Zürcher, 1488/89 mit den Freiburger Brüdern sich verträgt und 1478 das Delsberger Tal an das Kloster in Gebweiler abtritt, steht im Zusammenhang mit der allgemeinen Wiederbelebung kirchlicher Zustände.

Die Korrespondenzen und Meldungen, die zwischen dem Kloster und der Provinz- oder Ordensleitung hin- und hergehen, die Besuche der Visitatoren, die Reisen halten das Gefühl solchen Zusammengehörens rege. Jeder junge Johanniter hat seinen Noviziat auf Rhodus durchzumachen; wiederholt reisen die Basler Komthure, z. B. 1517 Peter von Englisperg, dorthin zum Kampfe wider die Türken. Auch auf andre Weise macht der Orden seine Rechte geltend. Etwa in jährlichen Kollekten, wie die Antonier zu tun pflegen. Oder in der Erhebung regelmäßiger Beiträge der Klöster an die Ordenskosten. Am mächtigsten in großen Versammlungen. Das Mainzer Provinzialkapitel der Benediktiner freilich, das im Juni 1435 hier gefeiert wurde, kam des Konzils wegen; nur die Mendikantenklöster Basels zogen die Kongresse heran, in denen die Vertreter der Provinz oder des ganzen Ordens über Verwaltung Zucht Studium usw. zu beraten und zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 676. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/155&oldid=- (Version vom 4.8.2020)