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Unter bestimmter, von der höchsten Kirchengewalt approbierter Regel, die den ganzen Menschen sich untertan machte, standen hinter den Mauern des geschlossenen Klosters, von der Welt und ihren Leidenschaften unberührt, Diejenigen beisammen, die in lebenslänglicher Erfüllung jener drei feierlichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams nach höherer christlicher Vollkommenheit strebten.

Auch der Klerus hatte seine Unabhängigkeit vom Städtischen und eine ideale Heimat, die über den Ort seiner Anwesenheit weit hinausging. Bei den Klosterleuten stand diesem Orte nicht nur die eine Größe der allumfassenden Kirche gegenüber, sondern auch noch die mannigfaltige Kraft einzelner, nach eigenen Gesehen herrschender Verbände: der Orden.

Der alte ruhmreiche Benediktinerorden hatte hier im Jahre 1083 das Kloster St. Alban geschaffen. Gegenstück dieser Gründung war diejenige der Karthaus im Jahre 1401; auch in ihr noch baute sich einer der alten Orden ein Haus in Basel. Dazwischen erhoben sich die Niederlassungen der Mendikanten: der Barfüßer 1231, der Prediger 1233, der Augustiner 1276. Organisatorisch mit diesen verbunden, aber im Wesen von ihnen unabhängig erscheinen die Klöster der sog. zweiten Orden der Mendikanten, die Weiberklöster, von denen Gnadental seit 1266, St. Klara seit 1279 dem Barfüßerorden, Klingental seit 1274 und St. Maria Magdalena an den Steinen seit 1304 dem Predigerorden unterstellt waren. Aus der alten Zeit stammte auch das Kloster St. Leonhard, mit den gleich den Predigern und Augustinern durch die sog. Augustinerregel beherrschten regulierten Chorherren. Solche lebten auch in den beiden Niederlassungen der Antonier, deren ältere, in der St. Johannsvorstadt, schon zu Beginn des XIV. Jahrhunderts bestand; das zweite Haus entstand 1462 an der Rheingasse in Kleinbasel auf dem alten Ziegelhofe der von Hiltalingen. Das am wenigsten Bezeugte in der Basler Klosterwelt waren die Ritterhäuser der Johanniter und der Deutschherren.

Das Zusammenwirken dieser Einzelheiten mit dem Allgemeinen bildet die Geschichte des Basler Klosterwesens.

Jedes der Klöster gehört einem großen Verwaltungsbezirke seines Ordens an: der Cluniacenserprovinz Alamannia, der Nation Elsaß in der Dominikanerprovinz Teutonia, der Custodie Basel in der oberdeutschen Minoritenprovinz, der rheinisch-schwäbischen Provinz der Augustiner, der Ballei Elsaß der Deutschherren, dem Großpriorat Heitersheim in der deutschen Zunge der Johanniter. Innerhalb dieser Bezirke, von Instanz zu Instanz bis hinauf zur obersten zentralen Leitung vollzieht sich, nicht nur in gelegentlichen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 675. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/154&oldid=- (Version vom 4.8.2020)