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Dies die Basler Schulen der alten Art; wer nach höherem Wissen strebte, mußte sich solches in der Fremde holen. So kam es schon früh zum Besuch auswärtiger Universitäten durch Basler.

Wir verkennen nicht, wie mancherlei hier im einzelnen Falle noch mitspielen konnte: unruhiger Trieb in die Ferne, Reiselust, Freiheitslust, auch nur Beispiel und Mode. Das Wichtige war doch das Verlangen nach der Höhe der Universitätsbildung und als großes Ergebnis sodann die durch Jahrhunderte hindurch zahlreichen Angehörigen der Stadt zu Teil werdende Anregung und Schulung.

Es handelt sich hiebei wieder vor allem um Kleriker. Die Statuten des Domkapitels schreiben solches Studium ausdrücklich vor, und den ganzen Zeitraum hindurch finden wir Basler Domherren unter den Studenten fast aller Universitäten: in Bologna die Münche Johann 1311, Peter 1316, Rudolf 1365, den Konrad Senn 1346, den Heinrich von Hohenstein 1365 usw.; in Pavia den Caspar zu Rhein 1457 u. A.; in Paris den Archidiakon Berthold von Neuenfels, der dort auch starb; in Köln den Konrad von Ramstein 1443 und den Ludwig von Staufenberg 1455 usw. Gleiches geschah bei den Stiftsherren von St. Peter, bei Mönchen, bei Pfarrern Kaplänen usf. Dem Peter von Delsberg begegnen wir in Bologna 1368, dem Johann Mulberg in Prag 1381, dem Johann Kappeler in Erfurt 1441 und in Leipzig 1442, dem Heinrich von Beinheim in Wien und in Heidelberg, dem Franz Offenburg in Siena usw. Der prächtigste Hintergrund legt sich damit hinter sonst enge und beschränkte Existenzen.

Neben den Klerikern gingen auch Laien auf die Reise zum Studium. Weil sie Juristen waren wie Heinrich Schörlin in Bologna 1323 oder Hieronymus Zscheckabürlin in Orleans 1478; weil sie die akademische Welt sehen und auf den Dienst am Gemeinwesen sich vorbereiten wollten wie Bernhard und Konrad Sürlin in Heidelberg 1438, Anton von Laufen und Heinrich Rieher ebendort 1457 usw.

Im vierzehnten Jahrhundert scheint anfangs Bologna die von Baslern am meisten aufgesuchte Universität gewesen zu sein. Schon früh aber macht sich, neben Siena und Pavia, der Norden geltend mit Paris, dann mit Prag Erfurt Köln Leipzig, denen das aus Basel sofort stark frequentierte Heidelberger Studium folgte. Bis zuletzt Basel selbst die Interessen absorbierte. Aber auch nach 1460 noch gingen Basler hinaus an fremde Universitäten: Laien, Kleriker aller Art, namentlich viele Domherren. Einer aus diesen, Anton von Hatstat, führte 1502 in Ingolstadt mit andern Studenten zusammen ein Drama des Jacob Locher auf.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 538. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/17&oldid=- (Version vom 4.8.2020)