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informandis. Die Gründung geschah auf Verlangen der Geistlichen von St. Martin durch das Konzil.

Wenn auch diese Schulen mehr als die übrigen dem Unterricht Weltlicher dienten, dürfen sie doch nicht als Gemeindeschulen, als städtische Anstalten gelten. Höchstens bei der vorhin erwähnten Theodorsschule ist dies möglich, da hier der Rat, die alte Kleinbasler Stadtverwaltung erbend, eine jährliche Zahlung an den Sold des Schulmeisters leistete. Zu St. Martin wurde diese Besoldung aus den Mitteln der Kirche selbst bestritten.


Aber neben dies halbe Dutzend Schulen, die in der Hauptsache Stätten gelehrter Studien waren, deren Dasein und Ansehen schon seit Jahrhunderten dauerte und für deren unverändertes Weiterleben die Kirche bürgte, traten seit Ende des XIV. Jahrhunderts die freien und ganz profanen Privatschulen.

Wir sehen diese in raschem Wechsel sich folgen, aufgetan und geschlossen werden. Durchweg kleine Betriebe und der geltenden Lehrfreiheit entsprechend völlig unzünftig und auch ohne städtische Kontrolle. Ihre Lehrer suchten etwa nebenbei noch als Buchbinder oder als Schreiber etwas zu verdienen. Unter allen Umständen aber und auch in den bescheidensten Formen waren diese Schulen Zeugnisse eines neuen Geistes, Geschöpfe eines allgemeiner werdenden Verlangens nach Wissen, Orte einer wenn auch nur elementaren Bildung, die außerhalb der Kirche erworben sein wollte. Sie dienten Bedürfnissen, denen der Lehrgang und die Lehrdauer jener Stifts- und Pfarreischulen zu groß, aber auch zu speziell und zu wissenschaftlich waren. Deutsch Lesen und Schreiben, sowie Rechnen lehrten sie, vielleicht auch Französisch und Italiänisch. Gelegentlich saßen auch Erwachsene auf diesen Bänken; 1489 ließ sich ein Steinmetzgesell bei Johann Wissenburg für einen Gulden unterrichten, und auch das Holbeinische Aushängeschild des Schulmeisters von 1516 nennt Bürger und Handwerksknechte, Frauen und Jungfrauen als Zöglinge. Nur in diesen Schulen — von einigen Weiberklöstern abgesehen — bei den Lehrfrauen oder Lehrmeisterinnen fanden auch Mädchen Unterricht.

Unter den Schulhaltern, die uns in großer Zahl bekannt werden, sind die verschiedensten Figuren: der Lehrmeister mit dem krummen Maul in St. Martins Parochie, der Lehrmeister zum Glücksrad 1497, der oft genannte Johann Crützberg 1454 f., der wiederholt wegen Zanks und Prügeleien bestrafte Johann von Bruck 1420 f. Der nennenswerteste ist Caspar Jöppel in der Weißengasse, der 1501 das frische Lied auf Basels eidgenössischen Bund dichtete.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/16&oldid=- (Version vom 4.8.2020)