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Schwer zu greifen ist der mannigfaltige Schwarm der Schüler. Wie die Klosterschule neben dem nur für Mönche und Novizen bestimmten innern Studium noch eine äußere, öffentliche Schule haben konnte, in der Weltgeistliche und Laien unterrichtet wurden, so trat in den übrigen Anstalten zur Ausbildung von Klerikern stets diejenige von Bürgersöhnen. Aber auch sonst war der Verschiedenheiten genug in diesen Schulen, wo zu den Einheimischen die Fremden kamen, darunter manche im langen Wandern verwahrloste und verwitterte Scholaren; wo neben Schülern, die schon Jahre des Arbeitens oder des Nichtstuns hinter sich hatten, knabenhafte Anfänger saßen und neben Vermögenden die zahlreichen Armen. Unter diesen beachten wir als Gruppe die Armenschüler der Pfarreien und Stifter, die um empfangene Wohltat den Dienst des Singens bei Messen Jahrzeitfeiern usw. zu leisten hatten; auch beim Treten der Orgelbälge, bei der Kirchenreinigung halfen sie; die Chorknaben des Münsters bekamen überdies im Bischofshofe zu tun mit Laden von Heu, Tragen von Mist in den Garten, Ausschöpfen des Fischtrogs. Anschaulich liegt ein solches armes Schülerleben vor uns in den Aufzeichnungen des Georg Zimmermann aus Brugg. Drei Jahre hat er in Schaffhausen sich mit Wissenschaften abgegeben; dann wird er nach Straßburg verschlagen und besucht da, unter harten Entbehrungen, die Münsterschule; darauf in Benfeld dient er einem Notar als Schreiber; endlich kommt er im Jahre 1500 nach Basel und erhält einen Platz in der Stiftsschule zu St. Peter; erleidet schwere Not, bringt sich mit Abschreiben durch und würde der Teuerung wegen gleich andern armen Scholaren aus der Stadt gejagt worden sein, wenn ihn nicht gute Leute in ihr Haus aufgenommen hätten; zuletzt wird er Chorknabe bei St. Peter und erhält die rote Tunika.

Von der Schulung der Laien vernehmen wir wenig. Stefan Irmi war zwölfjährig, als er zu schreiben und zu rechnen begann. Manche Kinder wurden im Hausunterricht gebildet, und daß sowohl die Klosterschule als die Stifts- und namentlich die Pfarreischule auch von Laien besucht werden konnte, wurde schon erwähnt. Ein Beispiel hievon sehen wir an Eglin Offenburg in der Petersschule.

Diese Schule zu St. Peter war nicht reine Stiftsschule, sondern gleich der Klosterschule zu St. Leonhard auch Pfarreischule, insofern diese beiden Kirchen Gemeindekirchen waren. Deren Schulen sind daher auch die am frühesten erwähnten Pfarreischulen. 1349 folgt dann die erste Nennung der St. Theodorsschule. Kurz nach 1430 endlich wurde auch bei St. Martin eine solche Schule eingerichtet, pro juvenibus instruendis et literarum doctrinis

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/15&oldid=- (Version vom 4.8.2020)